Männer mit Bart wirken dominanter. Sie wirken auf Bewerbungsfotos kompetenter und haben damit Vorteile bei der Jobsuche. Nicht nur, dass sie öfter zum Interview eingeladen werden, sie werden auch bei Beförderungen eher berücksichtigt. Aber wer braucht schon Geld, wenn man Liebe haben kann. Zum Glück hat der Vollbart auch in diesen Belangen einiges zu bieten. Studien überschlagen sich dabei, die positive Wirkung auf das andere Geschlecht zu beschreiben. So sind wir Bartträger die besseren Väter und daher auch die erste Wahl, wenn es um die Langzeitbeziehung geht. Aber auch ganz ohne Kinderwunsch und nur für einen sehr kurzen, wenn auch intensiven Lebensabschnitt nimmt Sie einen Bartträger mit nach Hause. Zumindest die Teilnehmerinnen der zitierten Studien haben das glaubhaft versichert. Es ist also keine Seltenheit und wird niemanden überraschen, wenn man an der Seite des Mannes mit Vollbart ein weibliches Wesen entdeckt. Eine, ihn liebende Lebensabschnittspartnerin, die die vielen Vorteile des bärtigen Mannes zu schätzen und zu lieben weiß. Allerdings gibt es tiefgreifende Unterschiede in den Wesen der Männer und Frauen. Es kommt also immer wieder vor, dass in der Frau der Wunsch nach dem rasierten Partner wächst. Ist es so weit, muss man sich die ultimative Frage stellen: Bart, oder Sie?
Bart und Tugend
Frauen tragen keinen Bart. Sie wissen also nicht, was dahinter steckt. Tatsächlich zeichnen einen Bartträger Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit aus. Außerdem sind Attribute, wie treu, standhaft, oder ausdauernd geeignet, um den Träger eines Vollbartes zu beschreiben. Auf der Suche nach dem eigenen Stil irrt auch der Mann lange herum. Schließlich setzt der Bartwuchs ein und die Natur unterstützt bei der Entscheidung. Sich täglich zu rasieren, ist natürlich auch eine Option. Wer sich aber richtig entscheidet, stellt sich der Natur nicht in den Weg und lässt dem Barthaar freien Lauf. Natürlich nicht zu lange, denn das Ziel ist ein gepflegter Vollbart und keine unkontrollierte Gesichtsbehaarung. Hier liegt auch der entscheidende Unterschied. Der Vollbart erfährt regelmäßige Pflege beim Barbier, wird gewaschen und eingeölt und ziert den Mann stets in perfekter Form und im perfekten Zustand. Trägt man erst einmal seinen Vollbart, bleibt man in der Regel dabei bis zum Ende. Frauen ticken da etwas anders.
KVP
Die Jungs von Toyota haben sich ein System ausgedacht, mit dem man ganz toll Autos bauen kann. Ein Grundsatz dabei ist es, sich ständig zu verbessern. Man sucht und sucht nach Verbesserungspotential und hat man es gefunden, wird es auch schon umgesetzt. Toll, wenn man einen Prius zusammenschraubt und erkennt, dass man den Schraubenzieher ein paar Zentimeter weiter links ablegen kann, um sich im Laufe des Tages 4 Kilometer an Handbewegungen zu sparen. Weil das System so gut funktioniert, haben es findige Kerle für alle Unternehmen adaptiert und lehren es in Managementseminaren. Man kennt das Toyota-Production-System heute daher als Lean Management. Viele Unternehmen nutzen zumindest einen Teil davon. So ist das Kaizen, oder der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) heute recht weit verbreitet. In Unternehmen, aber auch bei den Frauen. Die Idee ist es, ständig Verbesserungspotential zu suchen und es zu nutzen. Das macht Unternehmen effizient und erfolgreich. Gleichzeitig macht das weibliche Kaizen aber Friseure, Modelabels und Kosmetikunternehmen reich.
Stillstand ist Rückschritt
Teilweise mag es überholt sein, aber das Bild vom Steinzeitmann, der nach einem harten Tag einfach nur ein wenig ins Feuer starren möchte, ist zumindest nachvollziehbar für den modernen Mann. Dass die Steinzeitfrau um Hintergrund die Steinmöbel neu arrangiert und ihm in den Ohren liegt, weil sie die alten Gardinen nicht mehr sehen kann, liegt für viele Männer sicher im Bereich des Vorstellbaren. Schließlich zeichnet die durchschnittliche Frau ein seltsamer Antrieb, eine mystische Energie aus. Energie, die sie dazu bringt, ständig Dinge zu verändern. Sei es der Möbelplan im Wohnzimmer, die Wandfarbe oder die, an die Jahreszeit, oder Saison angepasste Deko in der Wohnung. Kaum steht etwas an seinem Platz, hat es auch schon wieder ausgedient und muss weg. Davon leben Modelabels, die wissen, dass man den Damen alle paar Monate problemlos einreden kann, dass der Schrankinhalt schon wieder aus der Mode gekommen ist. Davon leben Friseure, die die weibliche Kundschaft im Wochenrhythmus zu neuen Locken, Farben und Haarlängen überreden.
Beständigkeit
Der Mann hingegen mag Veränderungen normalerweise nicht. Dass die Mitbewohnerin dreimal täglich ihr Outfit wechselt, ist dabei nicht einmal das Schlimmste. Kommt man heim und greift beim Ablegen des Schlüssels ins Leere, weil die Schüssel, die seit Jahrzehnten ihren Dienst auf der Kommode verrichtet hat, der guten Frau plötzlich nicht mehr gefallen hat, ist da schon unangenehmer. Verdeckt dann eine neue Zimmerpflanze 38 Prozent der Bildschirmfläche und erkennt man die Lebensabschnittspartnerin nur noch an der Stimme, weil sie nach dem Beratungsgespräch beim Friseur einer umfassenden Typveränderung begeistert zugestimmt hat, dann fällt das Ignorieren schwer und das Akzeptieren wird fast schon unmöglich. Schlimm, wenn es die Wohnung und den Hausrat trifft. Tragisch, wenn das Aussehen der Mitbewohnerin darunter leidet, aber es gibt eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf.
Befohlene Typveränderung
Die lästige Angewohnheit der Frau, sich an Dingen im Laufe der Zeit sattzusehen, ist im Alltag durchaus zu ertragen. Weitet sich das, auf das Fehlen eines Y-Chromosoms zurückzuführende Verhalten auf den Partner, den Mann, also auf uns aus, ist es Zeit für klare Worte. Wie oben beschrieben gefällt der Frau der Bart auf den ersten Blick. Sie ist angezogen von unserem stattlichen Aussehen und schon nimmt sie uns mit heim. Dummerweise teilen wir dieses Schicksal mit einer ansehnlichen Menge an Dekoartikeln. Das süße Einhorn, das einen Ehrenplatz im Küchenregal bekommt, wird nach ein paar Monaten, oder spätestens Jahren, langweilig. Also kommt es weg und ein süßeres Einhorn bekommt den Platz. Dass man den Mann, den man liebt, durch einen anderen ersetzt, fällt den Damen allerdings auch wieder nicht so leicht, wie man jetzt glauben könnte. Allerdings belassen sie es nicht dabei. Tauscht man schon nicht den Mann, dann kann er wenigstens neu aussehen. Also beginnt die Mitbewohnerin ungefragt damit, den Kleiderschrank des Mannes „auszumisten“. Zuerst subtil, dann immer deutlicher, deklariert sie ihre Veränderungswünsche. Neues Outfit, andere Haare und – Du musst jetzt ganz stark sein – der Bart muss weg.
Rote Linie
Sieht man sich mit dem weiblichen Wunsch konfrontiert, den Vollbart abzurasieren, hat man eine Fülle von Handlungsmöglichkeiten. Was man auf keinen Fall tun sollte, ist es, dem Wunsch zu entsprechen. Auch ein Kompromiss, wie ein radikales Kürzen, kommt nicht infrage. Das würde nur ein wenig Zeit bringen und das falsche Signal setzen. Der Vollbart ist ein Tabu für das Gestaltungsbestreben der Mitbewohnerin. Also bleiben Alternativen. So kann man schon mal den Makler des Vertrauens kontaktieren und wahlweise für sich, oder die derzeitige Lebensabschnittspartnerin den Lebensmittelpunkt für den nächsten Lebensabschnitt organisieren. Ein Auszug, oder Rauswurf, je nach Mietvertrag, wäre eine angemessene Reaktion. Das ist zwar mit etwas Aufwand verbunden, löst das Problem aber nachhaltig. Alternativ kann man der Mitbewohnerin aber den eigenen Standpunkt darlegen. Dabei kann man entscheiden, ob man seinen Standpunkt mit Nachdruck und ohne Untermauerung mit Sachargumenten definiert, oder argumentativ überzeugt. In jedem Fall formuliert man ein klares Nein. Darüber hinaus muss man allerdings unbedingt in die Ursachenforschung gehen.
Bart, oder Sie?
Stellt die Lebensabschnittspartnerin die Forderung nach Rasur, dann sagt das viel über sie und ihre Sicht der Dinge aus. Einerseits offenbart sie damit ihre Oberflächlichkeit und den Stellenwert, den Äußerlichkeiten für sie haben. Andererseits bringt sie damit zum Ausdruck, dass sie dominant ist und ihre dominante Rolle nutzen möchte, den Mann zu verändern. Es kann auch dahinter stecken, dass sich ihr Idealbild von Männern verändert hat. Das kann sich schlimmstenfalls darin begründen, dass sie einen bestimmten rasierten Mann attraktiv findet und versucht, ihren Mann entsprechend umzugestalten. Was auch immer genau dahinter steckt, spielt eigentlich auch keine Rolle. Man muss nur eine Frage klären. Geht es der Dame darum, den Mann im Rahmen der ständigen weiblichen Veränderung des Umfelds zu verändern, oder steckt eine tiefere Unzufriedenheit dahinter. Ist das der Fall, ist der Wunsch nach der Rasur der passende Auslöser für ein klärendes Gespräch. Ist die Beziehung noch haltbar? Steckt hinter dem Veränderungswunsch viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht? Die Frage, ob der Bart, oder die Frau bleibt, sollte vielleicht keine sein. Vielleicht ist das Infrage-Stellen des Vollbartes nur ein Hilfeschrei der Frau, dem man sich widmen sollte. Hat man sich selbst verändert, oder hat sich in der Beziehung etwas grundlegend geändert? Warum sind es nicht mehr die inneren Werte, die die Partnerin schätzt und warum fixiert sie sich auf Äußerlichkeiten? Oft macht es Sinn, das eigene Verhalten zu überdenken und wieder etwas mehr Energie in die Beziehung zu stecken. So beantwortet sich die Frage sicher schnell mit einem ganz klaren „Beides“.