Die Wissenschaft schafft es immer wieder Studien durchzuführen, die zu verblüffenden Ergebnissen führen. Natürlich sind Studien rund um den Bart die, mit großem Abstand, interssantesten. Zwei davon möchte ich heute präsentieren. Der Versuch der Wissenschaft zu erklären, warum Männer Bärte tragen.
Bärtiger Bock
In der Tierwelt ist es sehr weit verbreitet, dass die männlichen Vertreter stattlicher und wesentlich hübscher sind als die männlichen. Das zieht sich durch etliche Spezies, so auch durch die Familie der Primaten und damit bis zum Menschen. Auch wenn Frauen sich bemühen und mit Spachtelmasse und Innendispersion nachhelfen um sich ein hübsches Gesicht aufzumalen, so bleibt ihnen doch die Königsdiziplin im gut Aussehen verwehrt. Der Bart, das unumstritten beste, was die Natur am Menschen wachsen lässt, bleibt für die Frauen unerreichbar. Da hilft kein Silikon und kein Hüftschwung, das ist Fakt. Allerdings steht den Männern die bärtige Welt offen und wer es ernst meint, der kann ein stattliches Bärtchen wachsen lassen. Wie erwähnt ist dieser Geschlechtsdimorphismus keine Erfindung der Menschen und manch ein Tier lässt Hörner und Hoden wachsen um die eigene Attraktivität und damit den Erfolg bei den Frauen zu steigern.
der bessere Bart
Als Mensch und ganz besonders als Mann hat man es wirklich gut getroffen. Der Bart, unser Symbol der Männlichkeit, das uns erfolgreich dazu verhilft uns zu paaren und mögliche Widersacher auf Distanz hält, sieht verdammt gut aus. Das ist nicht bei allen Tieren so. Als Nasenaffe setzt man auf den alten Spruch über Nasen und Johannes um Frau Nasenäffin zu beeindrucken. Enorme Riechkolben dienen hier als Zeichen der Potenz und des Testosteronspiegels. Der Orang-Utan macht es sich auch nicht leicht, auch wenn er nicht unbedingt einen auf dicke Nase macht, sondern auf die dicke Backe setzt. Da gibts reichlich Kopffleisch, das Hr. Utan sich wachsen lässt um die orang behaarte Mitbewohnerin zu beeindrucken. Vergleicht man unser Prachtstück mit dem, was der Mandrill veranstaltet, dann könnte einem das Glücksträhnen in die Augen treiben. Nicht auszudenken, wenn wir statt wunderbar weicher und wohlriechend gepflegter Gesichtsbehaarung ein blaues Gesicht, einen knallroten Hintern mit blauer Behaarung und 6cm lange Eckzähne bräuchten um das andere Geschlecht auf uns aufmerksam zu machen. Wo man sich heute verträumt durch den Bart fährt muss der Mandrill die feuerrote Kehrseite schwingen um zu punkten. Die Studie dazu findet sich hier.
Warum Bart?
Ja und teilweise basierend auf die Ergebnisse der ersten Studie hat eine andere Gruppe von Wissenschaftlern aus Australien und der Schweiz 2015 unter dem Namen „Are badges of status adaptive in large complex primate groups?“ erforscht, ob sich die geschlechtsspezifischen Statussymbole in großen Primatengruppen verändern. Das Ergebnis bestätigt die Annahme. Je größer eine Gruppe ist, desto deutlicher werden die männlichen Körpermerkmale. Mandrills leben in riesigen Gruppen zusammen. Der Wettbewerb unter den Männern ist sehr hoch. Also muss sich der männliche Mandrill bemühen aufzufallen. Die Annahme der Wissenschaftler lässt sich auch auf uns Menschen umlegen. Werden die Frauen knapp, dann wachsen die Bärte!
Barter Wettbewerb
Eine dritte Studie habe ich auch noch zur Hand. Da haben ein paar findige Wissenschaftler die Zeit zwischen 1842 und 1971 unter die Lupe genommen. Verglichen wurde die Bartmode und der Heiratsmarkt. Waren viele Frauen zu haben, dann haben sich die Männer rasiert. Je mehr Männer, desto eher kamen die Bärte in Mode. Das mag jetzt ein wenig verwundern. Sollten wir tatsächlich unsere Bärte tragen, weil es zu wenig Frauen gibt? Der Bart steht nachgewiesener Weise für Dominanz und Männlichkeit. Der verantwortliche Testosteronspiegel muss hoch sein um einen ordentlichen Vollbart zu tragen. Beide Eigenschaften helfen natürlich, wenn Männerüberschuss herrscht. Frauen finden bärtige Männer attraktiver und der Bart sorgt bei den Geschlechtsgenossen für ausreichend Respekt.
Was lernen wir daraus?
Solche wissenschaftlichen Studien lassen oft die Praxis aus dem Spiel. Man erforscht unter Laborbedingungen eine bestimmte Ursache auf deren Wirkung, schreibt ein Studie darüber und wird reich und berühmt. Was man mit der Erkenntnis im täglichen Leben machen kann, bleibt offen. In dem Fall ist der Handlungsauftrag allerdings völlig klar! Umgelegt auf unseren Freund, den Nasenaffen wäre der Auftrag, sich die dickste Nase im ganzen Wald wachsen zu lassen. Nur wer sowas von die Nase voll hat, darf auf Nachwuchs und damit verbundene erfreulichen Vorbereitungen hoffen.
der ultimative Bart
Ganz klar, was als nächstes passieren muss. Wir haben die Situation, dank der Wissenschaft, erkannt und müssen jetzt Entscheidungen davon ableiten. Der richtige Weg ist ganz offensichtlich, der bärtige Weg. Nur muss endlich Schluss damit sein, das Bärtchen mal eben wachsen zu lassen. Das Prachtstück muss gehegt und gepflegt werden. Bartöl muss hinein und der Barber muss sich um Form und Konturen kümmern. Mehr ist mehr, lautet die Devise. Nur wer den längsten, schönsten und beeindruckensten Bart hat, der wird sich im Leben und in der Liebe behaupten können. Wo der Mandrill auch das letzte Farbpigment zum strahlendsten Blau auftrainiert und mal eben lässig beim Gähnen die Hauer zeigt, da hängt bei uns der Bart. Als Bartträger bist Du einen Schritt voraus. Allerdings darf man davon ausgehen, dass auch andere Männer auf den Zug aufspringen werden. Jeder Bart ist ein guter Bart und jeder gute Bart muss mit einem besseren Bart beantwortet werden.
Mach den Mandrill
Man kann von Wissenschaft und Tierreich sehr viel lernen. Das Leben im Wald unterscheidet sich nicht so sehr von unserem modernen Leben, wie man meinen sollte. Geht es letztendlich um Bedürfnisse und Körperfunktionen sind wir kaum anders dran, als der blaugesichtige Mandrill. Der Bart ist ein Auftrag und auch wenn manches Tier die Qualität und Ausprägung seiner Geschlechtsmerkmale nicht beeinflussen kann, so sind wir in der glücklichen Lage, dieses Kunststück zu beherrschen. Also nicht mehr warten, sondern den Bart zu einem Geschlechtsmerkmal ausbauen, das die Welt noch nicht gesehen hat. Ein Monument unserer positiven Eigenschaften!