Die Trauben vom Weinstock zu pflücken, sie in ein Fass werfen, einmal die Oma drauf rumlaufen lassen und das Zeug, das unten rausläuft abfüllen reicht nicht für Wein. Das heißt es lesen, rebeln und maischen, Zucker in die Suppe rühren und das ganze vergären lassen. Wer ein Eichenfass zur Hand hat kann es stilvoll machen, wer es ernst meint, der stellt sich ein paar Stahltanks in den Weinkeller. Und dann hat man auch schon einen Jungwein, also so etwa 4% vom Endergebnis erreicht. Erinnert an den Bart. Nach dem Wachsen kommt der Bartstyle und wer einen ordentlichen Vollbart ausbauen möchte, der muss Erfahrung und Geduld mitbringen.
Sturm und Drang
Wer sich die ganze Mühe mit dem Wein gemacht hat, der kann nach ein paar Tagen schon mal den ersten Schluck zur Brust nehmen. Auf den Sturm kommt dann aber meist der Drang, also wartet man besser nochmal ein halbes Jahr, bis man einen ordentlichen Jungwein beisammen hat. Wer Großes vorhat und seinen Sprudel auch mal im Weinregal beim Getränkehändler sehen möchte, der darf sich ruhig noch ein paar Jahre Zeit nehmen und den Wein zu einem guten Wein ausbauen. Bevor mir die Leserschaft aber zurecht eine Themaverfehlung unterstellt muss ich jetzt langsam zum einzigen und wichtigsten Thema kommen. Also starte ich mal damit, einen Vergleich zu ziehen und damit die bildreiche Darfstellung des Weinherstellungsprozesses, die Euch wahrscheinlich gelangweilt, oder durstig gemacht hat, zu rechtfertigen.
ein großer Bart
Ein großer Wein ist durchaus vergleichbar mit einem großen Bart. Auch wenn es keine Jahre dauert, einen prächtigen Bart von schöner Farbe und vielschichtigem Duft wachsen zu lassen, so ist auch beim Bart die erste Phase entscheidend. Der Bartstyle selbst ist in der ersten Zeit noch keine naheliegende Frage, wer aber jetzt noch nicht weiß, wohin der Bartstyle ihn führen soll, der kann schon mal die ersten Fehler machen. Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Konturen machen aus Gesichtsbehaarung schon einmal einen ordentlichen Bart. Eine klare Grenze zu ziehen, definiert den Bart und lässt auch Außenstehende erkennen, wo Bart hingehört und wo nicht.
der bärtige Grundstein
Was das Bärtchen nicht lernt, lernt der Bart nimmermehr, so oder so ähnlich heißt es in einem bekannten Sprichwort. Wer also Anfangs Fehler macht, der braucht lange um sie auszubessern. Das Bartwachsen ist immer eine schwierige Phase. Noch nicht ganz Bart, sprießen die Haare erstmal so, wie die Natur das geplant hat. Wer für sein Aussehen aber andere Pläne hat, der beginnt bald mit der Bartpflege und dem Bartstyle. Beim Kürzen, Rasieren und Formen kann schon mal was passieren. Gerade der Dreitage-Bart verzeiht wenig Fehler. Setzt man die Kontur an der Wange rechts höher, als links, dann fällt das sofort auf. Ist eine Linie nicht ganz gerade, oder hat man irgendwo ein Eck zuviel rasiert, dann ist das ein Blickfang. Man versucht also nachzurasieren, arbeitet und bessert aus und macht es damit schlimmer und schlimmer.
Der Anfang vom Ende
Einmal verschnitten arbeitet man sich immer weiter in sein Unheil und bald ist die Kontur dort, wo weder die Natur, noch mal selbst sie haben wollte. Nahe liegt dann der fatale Entschluss den Reset-Knopf zu drücken und mit ein paar Zügen des Rasiermessers sämtliche Konturen samt Bartstyle ein für allemal wieder auf Null zu stellen. Wie in vielen anderen Lebensbereichen sollte man sich daher schon früh professionelle Hilfe holen. Die Konturen nach ein bis zwei Wochen erst mal vom Barber setzen zu lassen ist ein ausgezeichneter Grundstein für den passenden Bartstyle. Die Jungs kennen sich aus mit dem Bart. Die tatschen Dir ein paarmal auf die Wangen und werfen einen Kennerblick in Dein Gesicht und schon ist klar, was daraus werden kann. Nach der Beratung wird dann auch gleich umgesetzt, was der Meister empfiehlt und wenn man alle ein, oder zwei Tage die bestehende Kontur nachzieht, dann ist das einfacher als eine eigene zu finden. Malen nach Zahlen, statt Bob Ross.
Lang und geduldig
Je länger der Bart, desto eher verzeiht er kleine Unfälle beim Bartstyle. Passiert Dir trotzdem mal ein Unglück, dann bastel nicht zu lange am Bart. Gib Dir eine einzige Chance, den Fehler auszubessern. Schaffst Du es dabei nicht, dann lass es lieber. Du machst es nur noch schlimmer. Ist es sehr schlimm, dann besorg Dir eine Tüte, schneid zwei Löcher für die Augen rein und setz sie auf, bis Bart über die Sache gewachsen ist. Besser aber, Du gehst mit dem Problem zum Barbershop. Wenn Du nicht das volle Service brauchst, sondern nur einen professionell gesetzten Fehlschnitt in perfekter Symmetrie zu Deinem eigenen Ausrutscher, dann wird er Dich sicher zwischen zwei Terminen reinquetschen!