Ein Vollbart spielt auf vielen Ebenen seine Vorteile aus. Wer gerne mal Gletscher besteigt, oder durch das ewige Eis zum Nordpol wandert, der kennt die Vorzüge der dichten Gesichtsbehaarung. Zwar würde ich den Südpol für einen Nachmittagsausflug empfehlen, weil Eisbären tendenziell unangenehmere Weggefährten sind, als Pinguine, aber auf jeden Fall würde ich einen Bart tragen! Auch am Nordpol kann man damit vielleicht den einen, oder anderen Eisbären einschüchtern, denn neben seiner isolierenden Wirkung hat der Vollbart auch optisch einiges zu bieten. Bekannt aus einschlägigen Dokumentationen rund um den König der Tiere, ist die Mähne das Zeichen stolter Männlichkeit. Der üppige Haarkranz der männlichen Großkatzen lässt sich mächtiger wirken und sorgt ganz nebenbei noch dafür, dass so mancher gezielte Biss in Richtung Kehle ins Leere, oder besser gesagt, in die Mähne greift. So kann man also gut aussehen, während man gegen widrige Umwelteinflüsse und bissige Mitmenschen geschützt durchs Leben geht. Bleibt man beim Bild vom Löwen, dann fällt auf, dass die Mähne durchaus gepflegt wirkt. Auch ohne den Gang zum Barbier sorgt sie für ein beeindruckendes Erscheinungsbild. Beim Menschen klappt das nur bedingt. Der Vollbart wächst zwar nur in einigen, dafür vorgesehenen privilegierten Regionen, hat aber die Tendenz sich auch in andere Körperregionen auszubreiten. Um den gängigen Schönheitsidealen zu genügen muss man also den Bart trimmen. Wie viel Trimmen ein Vollbart aber verträgt und ab wann man ihm diese Bezeichnung absprechen muss, wollen wir heute klären.
Der Vollbart
Die Geister scheiden sich, wenn es um die Definition des Vollbarts geht. Grundsätzlich kennen wir zahlreiche Bartformen. Der Vollbart unterscheidet sich von vielen dieser Formen darin, dass er über und unter dem Mund, sowie an den Wangen wächst. Aber das ist nicht das einzige Kriterium. Der Vollbart braucht auch eine gewisse Länge und insgesamt Volumen, um als solcher erkannt zu werden. Oft begegnet man Bärten, die kunstvoll zu ein paar Linien geformt wurden. Das ist handwerklich zu bewundern und bedeutet für den Mann in vielen Fällen wahrscheinlich eine Extraschicht im Bad, wo er, wenn alle anderen noch schlafen, die feinen Linien mit ruhiger Hand trimmt und ausrasiert. Bei einer Bartbreite von unter 10 Haaren kann jeder falsche Handgriff fatal sein und einen Bartunfall auslösen. Auch bei solchen Kunstwerken finden sich Barthaare in den meisten Gesichtsregionen wieder. Aber würde man einen solchen Bart als Vollbart bezeichnen? Für einen solchen Bartstyle kennt man den Begriff Rap Industry Standard. Ein Vollbart ist das nicht.
Identität
Einen Vollbart zu tragen erfordert viel Disziplin und die Bereitschaft Einschränkungen hinzunehmen. Viele Mahlzeiten lassen sich nur mit Serviette in der Hand absolvieren. Der Burger, bei dem seitlich Salat, Sauce und geschmolzener Käse – der Erzfeind des gepflegten Vollbarts – herausquillt, wenn man ihn herzhaft konsumiert, wird genauso, wie andere Lebensmittel, mit einer inhomogenen Mischung aus harten, weichen, klebrigen, gelförmigen und flüssigen Komponenten, vorzugsweise allein genossen. Speziell der gepflegte Moustache, ein essentieller Teil des Vollbarts, verbindet sich gerne mit dem, was man eigentlich erst zwei Zentimeter weiter hinten genießen wollte. Auch ist es nicht immer einfach im Liegen fernzusehen. Der Vollbart schränkt das Gesichtsfeld deutlich ein und im Liegen drückt die stolzgeschwellte Brust das Barthaar noch weiter nach oben. Damit spielt jede Handlung im Fernsehen auf einem flauschigen, wohlriechenden Teppich. Das kann bei einigen Genres die Stimmung trüben. Wer aber ein wahrer Vollbartträger ist, der genießt seine Filme tapfer und aufrecht.
Bartpflege
Bartpflege hat das Potential ganze Bücher zu füllen. Hätte Neo und Trinity im Film „Die Matrix“ nicht Waffen, sondern Bartpflege gebraucht, wären ebenso lange Regale aus dem Nichts erschienen und hätten ihnen eine ordentliche Auswahl an Pflegeprodukten präsentiert. Wer dieses Gefühl einmal erleben möchte braucht nur bei Amazon nach Bartpflege suchen. Schon steht man einer Auswahl gegenüber, die das Potential hat, zu überfordern. Was sich immer wieder im Bereich Bartpflege findet, sind Barttrimmer. Smarte kleine Geräte, die mit Distanzstücken dafür sorgen, dass der eingebaute Trimmer im vorgegebenen Abstand an der Haut entlang geführt wird. Das Ergebnis sind Barthaare in der gewünschten Länge. Den Bart trimmen gehört für viele Bartträger zur regelmäßigen Pflege. Allerdings heißt es dabei, einen schmalen Grat entlang zu wandern.
Frisuren und Bartfrisuren
Ein gepflegter Bart entsteht durch verschiedene Details. Lässt man dem Barthaar freien Lauf, dann wächst es nach allen Richtungen und sorgt mehr, oder weniger für eine halbkreisförmige Kontur von Ohr zu Ohr. Vernächlässigt man dabei auch das Haupthaar, dann rundet das den perfekten Kreis ab und das Gesicht findet sich im Zentrum eines Strahlenkranzes aus struppigem Haar wieder. Dagegen wirkt man in der Regel mit Bürsten und Kamm. Das Haupthaar wird zum Scheitel gekämmt, oder am Hinterkopf verstaut und der Bart, der seitlich aus den Wangen spießt, wird nach unten gekämmt. Zusammen mit der Schwerkraft kann man damit ein halbwegs harmonisches Gesamtbild schaffen. Allerdings kann schon leichter Wind das Konzept stören und das Haar wieder dorthin bewegen, wo man es ursprünglich nicht haben wollte. Aber ich schweife ab. Eigentlich geht es ja um die Kriterien für einen gepflegten Bart.
Gepflegter Bart
Der gepflegte Bart ist an folgenden Kriterien zu erkennen:
Konturen
Das wichtigste bei der Bartpflege ist die Kontur. Auch wenn das Barthaar seidig schimmer, glatt ist und die Bartform perfekt ist, kann eine unsaubere Kontur die Optik zerstören. Die Konturen grenzen den Bart von den bartlosen Körperregionen ab. Die verlaufen beim Vollbart in einem Bogen über die beiden Wangen und entlang der Kinnlinie, sowie am Hals. Der harte Übergang von rasierter Haut zu Bart sorgt für ein klares Erscheinungsbild und einen gepflegten Gesamteindruck. Ein Barttrimmer kann dabei gute Dienste leisten. Die hohe Schule der Konturenpflege ist aber die Messerrasur.
Bartform
Genauso wie die Abgrenzung nach innen, zum Gesicht und dem Hals des Bartträgers, ist die Abgrenzung nach außen wichtig. Die Bartform bei einem sehr kurzen Bart, entspricht der Gesichtsform des Mannes. Wird der Bart nur wenige Millimeter lang gehalten und überall auf dieselbe Länge gebracht, überträgt sich die Gesichtsform auf die Bartform. Wird der Vollbart länger, dann gewinnt man damit die Möglichkeit, sich von den eigenen anatomischen Grenzen zu lösen. Der Bart kann mit zunehmender Länge eine völlig andere Form haben, als das Gesicht. So kann ein kantiger Bart ein rundes Gesicht verändern und eine sanfte runde Bartform ein kantiges Gesicht völlig anders wirken lassen. Wichtig für den gepflegten Bart sind aber die klaren Abgrenzungen. Keine einzelnen überlangen Haare und keine zerklüftete Kante, sondern eine klare Linie aus Barthaaren.
Glattes Barthaar
Einen wirklich immensen Unterschied macht glattes Barthaar. Bei den allermeisten Bärten bilden sich Wellen, die sich im starken Barthaar beharrlich etablieren. Das sorgt insgesamt erst einmal für einen unordentlichen Eindruck, hat aber auch einen gewissen Reiz. Es lässt den Bart dichter und voluminöser erscheinen. Allerdings verändert das Barthaar durch die unterschiedlich starken Wellen auch seine Länge. Das sorgt dafür, dass die Bartform etwas aus den Fugen gerät. Wird der Bart im glatten Zustand auf Länge gebracht und dann in Wellen getragen ist das genauso negativ für den Gesamteindruck, wie andersherum. Insgesamt wirkt glattes Barthaar aber gepflegter, als gewelltes.
Weiches Barthaar
Nicht zuletzt ist auch die Pflege der Barthaare selbst entscheidend. Ein mildes Bartshampoo und ein gutes Bartöl lassen das Barthaar besser fallen und geben ihm einen seidigen Schimmer. Ganz nebenbei duftet der Bart auch noch gut. Die Bartpflege mit entsprechenden Pflegeprodukten darf also in der täglichen Routine nicht fehlen.
Den Bart trimmen
Was hat das Alles aber mit dem Bart trimmen zu tun? Ich persönlich vertrete die Ansicht, dass der Vollbart regelmäßig zum Barbier getragen werden sollte. Hier kann man eine Stunde entspannen und der Profi sorgt dafür, dass die Konturen dort sitzen, wo sie hingehören und die Bartform perfekt ist. Das klappt aber für die meisten von uns nur alle paar Wochen. Da auch in der Zwischenzeit Barthaar wächst muss man selbst Hand anlegen. In erster Linie müssen die Konturen gewartet werden. Hier kann ein Barttrimmer helfen, die längeren Haare zu kürzen. Besser ist es aber, hier mit dem Messer zu arbeiten. Schlimmstenfalls tut es auch ein einfacher Rasierer, um die aufstrebenden Stoppel wieder auf unter-Haut-Niveau zu bringen. Bei der Bartform ist es schwieriger. Will man selbst den Bart trimmen, dann macht das nur dann wirklich Sinn, wenn er nicht länger, als der entsprechende Aufsatz des Trimmers ist. Kann der Trimmer also 12 Millimeter trimmen, dann ist er geeignet um einen 12 Millimeter langen Bart, dessen Bartform der Gesichtsform entspricht, zu trimmen.
Vollbart, oder nicht?
Wer sich alle paar Tage mit dem Trimmer übers Gesicht fährt und das Barthaar überall auf dieselbe Länge bringt, nützt nur einen kleinen Bruchteil dessen, was der Vollbart für den Mann leisten kann. Wird der Bart sehr kurz gehalten stellt sich auch die Frage, ob man überhaupt noch von Vollbart sprechen kann. Ein gleichmäßig kurzer Bart erfüllt alle Kriterien eines 3-Tage-Barts. Der Vollbart selbst hat eine Bartform. Er entspricht also nicht in allen Bereichen der Gesichtsform, ist seitlich kürzer und nach unten länger. Der Moustache hat eine ansprechende Länge und nach unten schließt er in einer ansprechenden Form ab. Den gestalterischen Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Selbst den Bart trimmen schränkt die Möglichkeiten deutlich ein. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte sich einmal einen Barbier in der Nähe ansehen. Dort bekommt man nicht nur einen ordentlichen Bart- und Haarschnitt und ein nettes, männergerechtes Ambiente geboten, sondern auch eine fundierte Beratung.