Die Natur ist in einigen Teilbereichen hart, aber gerecht. In anderen Bereichen ist sie härter und ungerecht. So ist es nur einem kleinen Teil der Menschheit vorbehalten, einen Vollbart zu tragen. Viele, hauptsächlich Frauen und Kinder, müssen ein tristes Leben, ohne Gesichtsbehaarung darben. Ihnen bleibt nur der neidische Blick auf all die stolzen Bartträger, die Tag für Tag das Stadtbild bereichern, Köpfe verdrehen und wohl so manche Fantasie beflügeln. Manch einer verzichtet aber aus freien Stücken auf das Tragen eines Vollbarts und zieht es vor, sich jeden Tag zu rasieren. Auch wenn die meisten Glattrasierten ihre radikale Bartvernichtung verteidigen und als einzig tragbare Option verkaufen wollen, sind es oft äußere Umstände, die ihnen das Tragen eines Vollbart vermeintlich unmöglich machen. Bevor man sich aber in einsamen Stunden hinter verschlossenen Türen einen falschen Bart umhängt um einmal auch seinen Neigungen freien Lauf zu lassen, sollte man sich vielleicht die äußeren Umstände nocheinmal genauer ansehen.
Bartverhinderer
Hinter der blanken Haut im unteren Gesichtsbereich steckt häufig mehr, als der freie Wille. Oft verdankt man Rasierbrand und eingewachsene und entzundene Barthaare der Vorliebe der Mitbewohnerin. Reduziert man sie darauf, dass sie als vehemente Bartgegnerin mit Enzug körperlicher Zuwendungen bei Bartwuchs droht und ihre zarten Liebesbekundungen von der täglichen Radikalrasur abhängig macht, dann liegt die Entscheidung auf der Hand. Bart, statt Mitbewohnerin wäre in dieser eindimensionalen Entscheidungsmatrix die einzige und richtige Entscheidung. Auch dieser Zugang ist praktikabel, zumal der Markt auf jeden Fall Alternativen bietet, für die eine Rasur nur dort stattfindet muss, wo es optische und haptische Vorteile bringt. Aber meist ist die Entscheidungsmatrix umfangreicher und die weiche Fülle der weiblichen Argumente und andere Pro-Mitbewohnerin-Argumente, die man ins Treffen führt, machen die Entscheidung schwieriger.
Emanzipation
Der Vollbart ist nicht jederfraus Sache. Vor allem die älteren Semester haben mitunter Berührungsängste. Was die Bäuerin nicht kennt, das kommt ihr nicht zu nahe. In einer bartlosen Welt aufgewachsen können manche Frauen heute wenig mit einem alternativen und bärtigen männlichen Idealbild anfangen. Männer ähnlichen Alters sind in der Adaptierung der Schönheitsideale flexibler. Sie gehen vorbehaltslos auf neue Entwicklungen zu und tendieren dazu, Dinge erst einmal zu testen, bevor sie sie ablehnen. Die Ablehnung der Gesichtsbehaarung bei der Mitbewohnerin hat in den meisten Fällen keinen konkreten Grund. Stattdessen existiert im Kopf der Verweigererin eine Folge von Aktionen und Reaktionen, die in der Theorie zu einem, für sie nachteiligen Ergebnis führen. Basierend auf dieses reine Gedankenexperiment erfolgt dann eine Entscheidung, von der sie sich auch nicht, oder nur schwer abbringen lässt.
Gedankenwelten
Wenn sich der verstorbene Stephen Hawking ein schwarzes Loch ausdachte und darauf aufbauend die eine, oder andere Theorie von sich gab, die weniger begabten Menschen Kopfschmerzen und Angst machen, dann ist das eine Sache. Wenn sich ein normal intelligenter Mensch eine Welt aus Abhängigkeiten, Ursachen und Wirkung baut, ohne einen empirischen Beweis dafür zu erbringen, dann kann das Ergebnis auch Angst und Kopfschmerzen auslösen. Es ist aber eine völlig andere Sache. Die Gründe sind dann nicht, die der Theorie innewohnende Genialität, die andere, denen man sie vorträgt erkennen, bewundern und neidlos anerkennen. Es ist meist, die offensichtliche Abstraktion komplexer Zusammenhänge, die zum Zwecke der Legimitation falscher Schlussfolgerungen vereinfachte Wirklichkeit und die kaltblütige Vermengung von Tatsachen und reiner Fantasie.
Gedanken und ihre Väter
Mitarbeiter in einem Detektivbüro sind oft gefordert, unerkannt zu agieren. Tragen also unauffällige Männer, die im Auftrag einer Detektei München bereisen mal einen falschen Bart, dann ist das beruflich bedingt und nicht zu ändern. Abseits solcher verdeckter Ermittlungen und Observierungen sollte aber jeder Mann die Chance bekommen, seinen Vollbart zu tragen. Davon zu träumen, oder gar neiderfüllt Bartträger zu betrachten sollte keinem Mann zugemutet werden. Was aber kann man machen, wenn man die Beziehung mit der Frau, die unkonkrete Einwände gegen den Bart vorbringt, nicht beenden will? Die Lösung ist eine Mischung aus psychologischer Überzeugungsarbeit, ein wenig Druck und der Analyse der Fehler, die bei der Entscheidungsfindung passiert sind.
Psychologie
Die Psychologie ist ein Betätigungsfeld, dem sich alle Menschen Tag für Tag widmen. Die meisten tun das ohne fachlichen Hintergund und vielfach auch unbewußt. Trotzdem kann man die Psychologie auch vor den eigenen Wagen spannen und sie dazu verwenden, jemanden zu motivieren. Dazu gibt es unterschiedliche Strategien. Zuerst muss entschieden werden, ob man sich verbrüdern möchte, oder die Konfrontation sucht. Wählt man den weniger aggressiven Ansatz, dann ist der erste Schritt ein gemeinsames Ziel zu definieren. Hat man sich darauf geeinig, gemeinsam eine Lösung für die unterschiedliche Betrachtung des Vollbarts zu finden, dann startet der nächste Schritt. Man vermittelt eine positive Grundeinstellung und strahlt Zuversicht hinsichtlich eines positiven Ergebnisses aus. An dem Punkt startet der dritte Punkt. Wählt man den zweiten Weg, also den Weg der Konfrontation, dann legt man der Mitbewohnerin die eigenen Argumente dar und stellt seinen Standpunkt fest. Dann folgt auch hier Punkt drei.
Argumente aufbereiten
Was auch immer das weibliche Gegenüber argumentativ in die Waagschale wirft, hat einen Hintergrund. Durch gezieltes Hinterfragen werden diese Ursachen herausgearbeitet. Wo liegen Ängste und Bedenken? Ist man soweit, dann ist der nächste Schritt die Neutralisierung dieser Einwände. Hat sie Angst um ihre zarte Haut, die bei Berührung mit Barthaar Rötungen erfahren könnte, dann kann man auf Frauen von Bartträgern verweisen, die trotz unvermeidlicher Berührungspunkte unbeschädigte Haut aufweist. So,oder so ähnlich werden die Ängste reduziert, bis schließlich ein Kompromiss erzielt werden kann. Jetzt wird eine Probezeit vereinbart. Dabei muss aber eine Tatsache beachtet werden.
Der junge Bart
Barthaar, das frisch geschnitten ist, hat eine scharfe Schnittkante. Rasiert man sich mit einem Elektrorasierer, dann ist es noch schlimmer. Das Haar wird von den rotierenden Messern regelrecht zerfetzt. Die Enden des Barthaares sind also scharfkantig und entsprechend unangenehm auf der Haut. Lässt man den Bart wachsen, dann sind die Haarspitzen, zumindest in den ersten sechs bis acht Wochen nicht repräsentativ. Geht es in dieser Zeit zur Sache, dann treffen mehrere unangenehme Eigenschaften aufeinander. Das Barthaar ist zu kurz um sich zu verbiegen. Wie bei einem Igel stehen die Haare senkrecht aus der Haut und knicken auch nicht, wenn sie auf fremde Haut treffen. Die Haarspitzen sind von der letzten Rasur noch sehr scharfkantig und können bei Tests durchaus die Haut reizen und unangenehm sein.
Geduld gefragt
Das ändert sich aber schnell. Nach ein paar Wochen treten zwei Effekte ein. Der Bart wird länger und damit weicher. Trifft man horizontal auf empfindliche weibliche Hautpartien, dann schmiegen sich die Haare weich an und unterstützen sanft die mit dem Aufeinandertreffen bezweckten Aktivitäten. Aus unangenehmen Stacheln wird weiches Barthaar, das Bewegungen für alle Beteiligten intesiver erlebbar macht. Auch wenn sich ein Barthaar einmal unbeugsam zeigt und seine Spitze mutig dem, was da auch es zukommt entgegenstreckt, ist das nach einiger Zeit nicht mehr schlimm. Die ständigen Berührungen im Alltag haben die Spitzen des Barthaars abgerundet und unangenehme Ecken und Kanten geglättet. Allerdings braucht man Geduld und Durchhaltevermögen auf beiden Seiten, um den Bart bis zu diesem Moment wachsen zu lassen.
Fleiss und Preis
Solange der Vollbart noch in seiner Anfangsphase steckt, ist Vorsicht angesagt. Schnell kann ein unbedachter Körperkontakt, bei dem hartes scharfkantiges Barthaar auf weiche und verletztliche Körperteile trifft, eine Prägung verursachen. Für die Übergangszeit empfiehlt es sich, das eigene Repertoire um Techniken ohne den Einsatz der unteren Gesichtshälfte zu erweitern. Gegebenenfalls ist das Studium einschlägiger Internetangebote dafür eine gute Möglichkeit. Auch als Mann kann man die negativen Eigenschaften des kurzen Vollbarts spüren. Die eigene Gesichtshaut ist mit der ungewohnten Belastung und der Vielzahl an neuen Reizen manchmal überfordert. Auch selbst kann man leicht fühlen, dass das Haar die erste Zeit hart uns stachelig ist. Vermeidet man in dieser Zeit intensive Berührungen und erweitert das eigene Portfolio gezielt um geeignete alternative Praktiken, dann lassen sich die wenigen Wochen auch leicht überbrücken. Auch wenn dieser Weg steinig sein kann, wird sich der Kompromiss für beide Seiten auf jeden Fall lohnen.