Halt den bärtigen Mund

Zivilcourage ist eine wunderbare Sache. Gegen Unrecht anzugehen, sich zu behaupten und seine Meinung kundzutun ist eine Eigenschaft, die viel zu selten ist. Mißstände nicht einfach hinzunehmen, die Stimme erheben und auch mal anpacken, wenn es nötig ist. Toll und in 99% der Situationen, die uns im Alltag widerfahren können, das Richtigste, das Du tun kannst. Das letzte Prozent ist heute mein Thema. Bärtige Schnauze halten, wenn es dazu kommt!

Richtig so

Ich geh mal davon aus, dass Du ein richtig feiner Kerl bist. Ich stelle mir meinen Leser als braven Menschen vor, der genau weiß, was Recht ist und was nicht. Wird jemand ungerecht behandelt, oder braucht sonst unsere Hilfe bist Du sicher einer, der nicht zögert und einschreitet. Geschichten, wie die von dem alten Mann, der in der Bank einen Herzanfall hatte und über den die anderen Kunden einfach darübergestiegen sind, sollten nicht passieren. Auch wenn einer aussieht, als wäre er selbst schuld, kann eine kurze Nachfrage nicht schaden. Aber manche Situation bedingt auch, dass man sich einfach mal zurückhält und möglichst nicht auffällt. Schließlich könnte es um den Bart gehen. Nicht dass Du jetzt meinen Beitrag heute als Ausrede verwendest um zukünftig mit Scheuklappen durchs leben zu laufen. Das ist nicht meine Intention. Sei hilfsbereit und zur Stelle, aber sei ganz leise, wenn Klebeband im Spiel ist!

Hollywoods Erben

Wer gerne mal eine actiongeladene Hollywood-Produktion sichtet, der kennt das Prozedere. In Situationen in denen ein Geiselnehmer eine Gruppe von Geiseln festhält, oder ein Bösewicht ein Opfer im Kofferraum verstaut kommt es immer zu einer sehr unangenehmen Stelle in den Filmen und Serien. Mit einem achtlos abgetrennten Streifen Gafferband wird der Mund des Opfers verklebt. Kein Laut dringt mehr aus dem rebellischen Mund und der Bösewicht hat zumindest akustisch leichtes Spiel. Irgendwann später in der Handlung taucht dann zumeist der Held auf. Nach der Befreiung wird das Gafferband ruckartig vom Mund gelöst und der, oder die Opfer können ihrem Dank Ausdruck verleihen. Problem erkannt?

Aua am Bart

Für die, denen es beim letzten Absatz noch keine Tränen in die Augen gedrückt hat und die, die noch nicht mit der schützenden Hand vor dem Bart und weit aufgerissenen Augen weiterlesen, während sie leise „Aua, aua, au“ sagen erkläre ich es nochmal. Gafferband ist ein zugfestes faserverstärktes Kunststoffband. Es ist sehr praktisch in der Garage und bei der handwerklichen Betätigung, hat aber eine dunkle Seite. Diese dunkle Seite findet sich auf der Rückseite, wo findige Hersteller einen starken Klebstoff aufgetragen haben. Gafferband ist in erster Linie ein Klebeband und wer damit geknebelt wird, der sollte sich unbedingt vorher rasieren. Die Klebstoffschicht verbindet sich sonst kurzerhand mit allen verfügbaren Barthaaren. Moustache und weite Teile des Vollbarts verschmelzen nahezu untrennbar mit dem Kunststoffstreifen.

Brav sein

Kommt man also in eine Situation, in der man Gefahr läuft einen Streifen Gafferband ins Gesicht geklebt zu bekommen, dann sollte man in erster Linie tun, was der Typ mit dem Gafferband sagt. Zivilcourage kann man sich für später aufheben und auch Protest wäre etwas, was vielleicht am nächsten, oder übernächsten Tag besser angebracht werden kann. Klebt der Verbrecher tatsächlich das Klebeband ins Gesicht, dann wäre ein Strategiewechsel angesagt. Es gilt, die Retter davon abzuhalten, den Klebestreifen mit dem üblichen Ruck abzulösen. Für einen Bartträger würde das das Ende des Moustache bedeuten.

Bloß so

Es muss nicht immer eine hollywoodreife Extremsituation sein. Auch im Alltag kann es mal passieren, dass sich ein Streifen Klebeband ins Gesicht verirrt. Hat die Mitbewohnerin 50 shades of grey gesehen hat, dann kommt sie vielleicht auf abenteuerliche Ideen, aber auch bei einer alltäglichen Tätigkeit kann man sich versehentlich Klebestreifen in den Bart kleben. In erster Linie gilt Ruhe zu bewahren. Keinesfalls gleich wieder abziehen. Lässt es sich vorsichtig und in Wuchsrichtung nicht abziehen, dann braucht man eine andere Strategie. Die erste Variante wäre, das Barthaar einzuölen. So hält das Klebeband nicht mehr und lässt sich lösen, ohne mit anderen Haaren sofort wieder zu verkleben. Bartöl, aber auch jedes andere Öl, das dem Bart nicht schadet, macht Sinn. Was auch immer zur Hand ist.

Problemfall

Hält der Klebstoff allen sanften Versuchen der Entfernung stand, dann bleibt nur noch die chemische Keule als ernsthafte Möglichkeit. (Man könnte sich auch rasieren und sich das Klebeband quasi aus dem Gesicht schneiden, aber über diese Methode musst Du woanders nachlesen!) Terpentin, Nitroverdünnung, oder Nagellackentferner lösen nicht nur dieses Problem. Klebstoff, aber auch Harze, oder Lackspritzer lassen sich damit aus Haar und Bart entfernen. Allerdings trocknen die Mittel das Barthaar aus. Es muss daher, am besten direkt nach der Behandlung, gründlich gewaschen und eingeölt werden! Ansonsten sollten sich damit Verschmutzungen, die dort nichts verloren haben, aus dem Bart wieder entfernen lassen. Ob Du in eine Entführung verwickelt warst, oder auch nicht ist dabei nebensächlich .

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