Eines dieser schrecklichen Vorurteile ist, dass der Bart beim Küssen sticht. Die ersten drei bis zwanzig Tage ist das fast unvermeidbar, wenn der Bart aber danach noch hart ist und Kusspartner schriftlich Beschwerde einreichen, dann must Du Deinen Bart weich machen.
Ist er zu hart ist sie zu weich
Ja, wenn die Praxis nicht wär, dann wär wohl Alles viel einfacher. Da das Leben, aber in der Praxis aus der Praxis besteht und die Theorie maximal ein Idealbild und Wunschdenken ist, lässt sich das mit dem Kusspartner nur schlecht einseitig lösen. Hat die Gute die Schnauze voll und Aua im Gesicht, wenn es zu Sache geht, dann muss man schon ein reichlich harter Hund sein, der lieben Frau für die bisherige Mitarbeit zu danken und ihr eine beziehungstechnische Veränderung nahezulegen. Im echten Leben wird es wohl eher auf Rasur, oder Enthaltsamkeit, bis das mit dem Bart wieder im Griff ist, hinauslaufen. Also braucht es eine verlässliche und gute Lösung für das Problem auf der bärtigen Seite.
Der Ball liegt beim Bart
Willst Du Deinen Bart weich machen, dann triffst Du diesen Entschluss meist nicht aus eigenem Antrieb. Als Mann genießt man den Widerstand, den das prächtige Bärtchen beim zärtlichen Durchstreifen den Fingern bietet. Das Nachdenken wird leichter und geht geschmeidiger von der Hand, wenn eben diese Hand mal kurz und beherzt ins Barthaar fasst. Ein Barthaar schafft es schon mal auf den doppelten Durchmesser eines Kopfhaares und wer sein Rasiermesser schon länger nicht über den Streichriemen gezogen hat, der wird wissen, dass auch der härteste Stahl den Kontakt mit der männlichen Gesichtsbehaarung nicht unbeschadet übersteht. Immerhin kann so ein testosterongetriebenes Barthaar etwa 90g Zug aushalten. Wer kleine Kinder hat, der kennt das unangenehme Gefühl, wenn die Kleinsten den Bart greifen. Auch die wenigen Haare, die sie mit ihren winzigen Händchen greifen können, sind stark genug um die kindliche Kraft direk auf die Gesichtshaut und die darunterliegenden Nervenzellen zu übertragen. Wer den Nachwuchs übrigens gerne auf den Schultern trägt sollte bezüglich der Punkte, an denen ein Festhalten erwünscht, oder unerwünscht ist eine klare Vereinbarung mit dem Reiter treffen. An den Wangen ist die Haut empfindlicher, als am Kinn und ein aus dem gleichgewicht geratenes Kind, das panisch zum Bart greift kann schon Schmerzen verursachen, von denen man länger Etwas hat.
Bart weich machen, aber wie
Zuerst hilft uns einmal die Physik bei der Lösung. Das zieht sich durch die Männlichkeit, wie ein roter Faden. Kommt Zeit geht die Härte. Wer den Wink mit der Latte versteht, sollte jetzt nicht beleidigt sein, sondern sich eingestehen, dass alles mal ein Ende hat. So auch die ursprünglich unangenehme Eigenschaft des Barthaars, das spitze Ende vom Körper wegstehen zu lassen. Der junge und der adoleszente Bart schafft es auf den ersten µm noch nicht, eine Biegung zu bewerkstelligen. Die Härte und das Abstehen vom Körper, das andernorts durchaus vorteilhaft und voll und ganz im Sinne des Erfinders und seiner Frau ist, ist in der ersten Zeit als Nachteil für den Bart zu werten.
Gut, das entspricht jetzt ganz und garnicht meiner sonstigen klaren Pro-Bart-Argumentationslinie, aber hier muss man die Kirche im Dorf lassen und Farbe bekennen. Kurz hart und spitz, oder besser mit Beistrich: Kurz, hart und spitz ist der Bart in seiner ersten, aber auch der entscheidenden Phase. Wer nicht auf das Küssen verzichten kann, der sollte sich auf behaarte Körperstellen verlegen. (Verdammt, das wird mir jetzt langsam selber zu schlüpfrig. Wir wollen ja nur den Bart weich machen und keine Fantasien anregen. Nicht dass es nachher heißt ich hätte Euch angestiftet!) Also küss Deine Frau auf den Kopf, wo Sie im Regelfall dichtes wallendes Haar trägt und dieses Haar den jungen Bart in seiner stechenden Wirkung abfedert. Auch der Wechsel in die passive Rolle ist eine gute Idee. So kann die Kussspenderin ihren Anpressdruck so dosieren, dass der Schmerz im erträglichen Bereich bleibt und das Barthaar vielleicht sogar einen stimulierenden Effekt ausspielen kann. Dann prickelt es nicht nur im Bauchnabel. Hilft das Alles nichts, so bleibt in dieser Phase nur die Gewissheit, dass der Mann mit Dreitagebart als ausgesprochen attraktiv wahrgenommen wird. Der Bart ist zwar noch nicht ausgewachsen, erfüllt aber trotzdem schon seinen Zweck, seinen Träger zu schmücken.
jetzt aber ernst
Hat man die erste Zeit überstanden und der Bart die ersten fünf bis zehn Millimeter zusammen mit der Beziehung überstanden, dann hat man tatsächlich eine Chance den Vollbart weicher zu bekommen. Den Bart weich machen kann mit zwei Strategien verfolgt werden. Einerseits gilt es das Haar selbst geschmeidig zu halten und mit regelmäßiger Verwendung eines qualitativen Bartöl dafür Sorge zu tragen, dass das Prachtstück nicht spröde und trocken wird. Das Bartöl nährt Dein Bärtchen und macht es so weicher und flexibler.
Die zweite Strategie ist es, die Spitzen der Barthaare davon abzuhalten sich in Richtung fremder Gesichter zu entwickeln. Also mit Föhn und Rundbürste, einem Bartglätteisen, oder der Bartbürste und etwas Geduld dem Bart den Weg weisen. Statt wie ein Kresseigel das Barthaar abstehen zu lassen, bis es zusammen mit dem Haupthaar eine haarige Kugel bildet, soll unser Prachtstück seine Länge ausspielen und in erster Linie (Bartweltmeister vor dem Wettkampf bilden hier professionell eine Ausnahme) nach unten gedeihen.
Ist das Barthaar einmal genährt mit dem feinsten Bartöl und gebürstet und gebändigt, dann kann die Kusstätigkeit wieder in gewohnter Art und Weise aufgenommen werden und Bartträgers Lebensabschnittspartnerin, oder eine Kusspartnerin auf Zeit werden keinen Grund zur Beanstandung haben, solang Bartöl und Bartbürste in Ihrem Streben nach Beseitigung von Härte sich auf das Barthaar beschränkt haben.