Herren Bart. Ein Pleonasmus?

Meine Herren! Kaum passender könnte man meine Leserschaft ansprechen. Am wahrscheinlichsten ist, dass Du männlich, zwischen 25 und 34 Jahren alt bist und aus Nordrhein-Westfalen in Deutschland stammst. Glaubt man der Auswertung meiner Besucher, dann scheint nahezu ausgeschlossen, dass Du eine Frau über 65 bist und aus Schleswig-Holstein stammst. Schade, denn das wäre sicher eine interessante Zielgruppe, zumal es im hohen Alter schon mal vorkommen kann, dass der Damenbart beachtliche Ausmaße animmt. Heute geht es aber, wie so oft auf meinem Blog, um den Herren Bart!

Pleonasmus

Heute definiert ein amerikanischer Konzern unsere Sprache. Tippt man ein Wort, oder eine Phrase bei Google ein und erhält keinen Treffer, dann kann man davon ausgehen, dass es dieses Wort nicht gibt. Wer mehr als 5 Milliarden Gewinn im Quartal macht, der kann uns auch unsere Sprache erklären. Dabei tue ich Google wohl unrecht, denn schließlich gibt Google ja nur das aus, was irgendjemand irgendwann auf einer Website eingetippt hat. Schon ist es indiziert und auffindbar. Sucht man nach Herren Bart, dann bekommt man auch Treffer. Man verwendet diesen Begriff also, oder hat ihn zumindest schon einmal verwendet. Dabei ist es doch ein astreiner Pleonasmus.

Weißer Schimmel

Das doppelt weiße Pferd kennt wohl jeder. Dass man das Pleonasmus nennt haben viele sicher schon vergessen. Gut, dass es mein-vollbart.de gibt und ich auch solche Wissenslücken mit Barthaaren stopfe. Herren Bart ist auch so ein Pleonasmus. So wie der Schimmel die weiße Farbe patentiert hat, so hat der Mann den Bart für sich beansprucht. Der Herr trägt Bart und sonst niemand. Nachdem das, mit sehr wenigen Ausnahmen (z.B. junggebliebene Schleswig-Holsteinerinnen ab 65 Jahren) jedem klar ist, kann man der Zusammensetzung der beiden Worte Herr und Bart vielleicht noch mehr philosophischen Zündstoff abgewinnen.

Herr Bart

So selbstverständlich wie wir heute mit Herr angesprochen werden, war das vor längerer Zeit nicht. Da war die Anrede den hohen Herren vorbehalten. Der Herr König und der Rest vom Adel hat sich als Herr bezeichnen lassen. Heute sind wir alle ein Herr und tragen auch einen Herren Bart, wie es sich gehört. Dabei hat nicht jeder Bart dieses Attribut verdient. Der Penner Bart und auch andere verwahrloste Gesichtshaare haben wenig mit dem zu tun, was den Herren unter den Bärten ausmacht. So wie früher Mann und Edelmann sich in der Anrede unterschieden, so sollte man heute auch nur einen ordentlich gepflegten Bart als Herren Bart bezeichnen!

Herrlich

Ein Wort, dessen Herkunft auf der Hand liegt. Die Assoziation des Herrn, oder vielmehr des bärtigen Herrn mit etwas atemberaubenden, wunderbaren und einfach nur tollem, ist leicht nachvollziehbar. Man muss dafür lediglich in den Spiegel, oder die begeisterten Gesichter der Mitmenschen blicken. „Herrlich bärtig“ ist ein weiterer Pleonasmus. Ist es nicht herrlich bärtig zu sein und macht der Bart nicht in jedem Fall den Mann zum Herrn? Geht man von der ursprünglichen Unterscheidung der Herren von den restlichen Menschen aus, dann ist der Herren Bart wohl in doppelter Hinsicht ein Pleonasmus.

Herren Bart

Als Mann kann man entscheiden, ob man ein Herr sein möchte, oder lieber nur ein Mann. Der Herren Bart adelt den Mann und wird getragen wir die Insignien der Herrlichkeit. Ein herrlicher Anblick und wahrlich ein guter Grund für einen Titel. Der Herr trägt Bart und überzeugt. Ein gepflegter Bart ist eine Augenweide und auch in lockerer Kleidung kann man ihn tragen, wie eine Krawatte. Es ist also so, dass nur Herren eine Bart tragen. Woher auch immer der Pleonasmus kommt und warum auch immer jemand nach einem Begriff wie Herren Bart unter Google sucht, jetzt habe ich auch eine Chance für diesen seltsamen Begriff gefunden zu werden und schließlich ist hier jeder Bart willkommen.

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