Es gibt darüber zwar keine seriösen Studien, aber unter den Hauptgründen für das Abrasieren eines Bartes finden sich Frauen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Beziehungen, in den man mit der betroffenen Frau stehen kann. Ein Schema lässt sich allerdings sehr klar erkennen: Je älter die Frau, desto weniger kann man sie für einen Vollbart begeistern. Wenn man also davon ausgeht, dass die Mitbewohnerin in der Blüte ihrer Jahre steckt, dann könnte der Widerstand gegen den eigenen Vollbart ein guter Grund sein, nach einem Nachweis über dieses Alter zu fragen. Es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn sie, die etwas gegen den Vollbart hat, schon im zweiten Drittel des Lebens stünde. Vielmehr ist es sogar wahrscheinlich, dass sie tendenziell bereits zum alten Eisen gehört.
Geschichte
Der erste Weltkrieg hat viel verändert. Eine Sache, unter der wir Männer noch heute kämpfe, hat sich allerdings im Jahr 1917 zugetragen. In diesem Jahr entschied sich Amerika in den Krieg einzusteigen. Mehr als 2 Millionen Amerikaner wurden nach Europa geschickt. Ausgenommen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem falschen Schuhwerk und dem Fehler, auf einen Stahlhelm zu verzichten waren die Amerikaner gut ausgestattet. Im Rucksack hatten sie eine neue Erfindung von Hr. Gilette. 36 Millionen Rasierklingen kaufte das amerikanische Militär ihm ab und legte damit den Grundstein für die Ära der Rasur. Trugen im 19. Jahrhundert und die Jahrtausende davor die Männer noch stolz ihre Vollbärte, so kam die Rasur Anfang des 20. Jahrhunderts in Mode. Auch wenn es in den 1960er- und 1970er-Jahren wieder Phasen des Bartwuchs gab, war das eher ein Ausdruck von Revolution und nicht viel mehr, als die Verweigerung der Rasur. Gegen Ende des 20 Jahrhunderts kam es dann endlich zu einem Umdenken.
Millenials
Die Generation der Millenials, also junge Menschen, die ab den 1980ern geboren wurden, sind die ersten, die wieder mit gepflegten Vollbärten aufwuchsen. Frauen der Generation-Y, also Millenials, haben eine gute Chance zeitgemäß geprägt worden zu sein. Oft trug, bzw. trägt der Vater einen Vollbart. Zumindest kennen Frauen in diesem Alter aber reichlich Männer, die Bart tragen. Auch die Reichen und Schönen zieren ihre reichen und schönen Gesichter mit Bärten. Kurz – Die junge Frau findet Bart also vollkommen in Ordnung. Zurückzuführen ist das auf ihre Kindheit und Jugend, in der sie gelernt haben, dass ein Bart nun einmal zum Mann gehört.
Widerstand
Die Zahl der Hochzeiten steigt wieder und auch die Anzahl der Scheidungen geht zurück. Der Trend zur Partnerin, oder dem Partner scheint also wieder da zu sein. Aber man muss nicht unbedingt verheiratet sein, um weibliche Mitsprache zu erleben. Widerstand gegen den Vollbart kommt zwar nicht häufig vor, ist aber auch im 21. Jahrhundert nicht ausgeschlossen. Vor allem dann, wenn die Frau offensichtlich in einer Zeit aufgewachsen ist, in der man noch bewundernd dem Rat-Pack gerne seinen Torpedo-Bra nachgeworfen hätte und Humphrey Bogart´s Augen für feuchte Träume sorgte. Frauen, die ein Problem mit dem Bart haben, sind offensichtlich in einer Zeit hängen geblieben, in der man höchstens die liebe Oma erwarten würde.
Licht am Ende
Um diese These, die mancher Fraue vielleicht nicht gefallen wird, zu untermauern, möchte ich eine Situation wiedergeben, die ich tatsächlich so erlebt habe. Meine Tochte (Baujahr 2011) hat neuerdings ein Handy. Als ich sie letztens von der Schule abgeholt habe, war sie deswegen noch mit ihren gleichalten Freundinnen beschäftigt. Während die anderen ihre Nummern ausgetauscht haben, hat sich eines der Mädchen zu mir gewandt, mich angelächelt und gesagt :“Ich mag Ihren Bart!“. Das lässt für die Zukunft hoffen, denn wer schon in der zweiten Klasse einen gepflegten Bart erkennt, der wird in ein paar Jahren zielsicher natürliche Auslese betreiben und damit mithelfen, dass glattrasierte Männer in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren aussterben werden. Um diese Kleine muss man sich, genauso wie um meine Töchter, keine Sorgen machen.
Geistig jung bleiben
Regt sich also weiblicher Widerstand gegen den Bart, dann ist das Grund zur Sorge. Es könnte sein, dass die Frau, die den Widerstand leistet, alt geworden ist. Bevor sie also beginnt auch in anderen Lebensbereichen schrullig zu werden, Hauskleider trägt und Tauben füttert, muss gegengesteuert werden. Auf keinen Fall darf man die beginnende Vergreisung der Dame noch zusätzlich anfeuern, indem man sich rasiert und nachgibt. Sie wird sich damit nicht lange zufrieden geben. Stattdessen ist der beste Weg eine Konfrontationstherapie. Statt den Bart zu rasieren wird beim Barbier nur noch Bartstreicheln und Spitzenschneiden bestellt und auch da, wo man bisher weniger lang trug lässt man wachsen. Natürlich darf so ein Bartwuchsprojekt nicht ohne Aufsicht eines Barbiers erfolgen, aber die Konfrontation mit mehr Vollbart wird der Frau helfen auch im 21. Jahrhundert anzukommen.
Unbelehrbar
Was aber, wenn sich an der Meinung der Mitbewohnerin trotz massiver Konfrontation wenig ändert? Dann sieht man sich einem Problem gegenüber. Was klein beginnt und zuerst nur den Vollbart betrifft, breitet sich rasch auch auf andere Lebensbereiche aus. Eh man sich versieht stickt die gute Frau Deckchen und trägt orthopädische Schuhe. Weil die meisten von uns aus gutem Grund daheim ausgezogen sind, muss die Rolle der Mutter nicht nachbesetzt werden. Zwar hat der durchschnittliche Mann meist einen Geschmack, der sich an Mama orientiert, das endet aber bei den guten Eigenschaften. Wenn sich Mitbewohnerin und Mutter einig sind, dass man ohne Bart viel besser aussieht, dann sollte man in Erwägung ziehen, sich von beiden zu trennen. Oder zumindest sollte die man die beiden nicht mehr nach ihrer Meinung fragen.
Mein Bart, mein Leben
Jeder Mensch braucht in seinem Leben einen Bereich, den man selbst gestalten kann. Selbst Häftlinge können ihre Zelle dekorieren und ihr eine persönliche Note verleihen. Zu diesem persönlichen Bereich gehört auch der eigene Körper und ganz bestimmt auch das eigene Gesicht. Eine Beziehung lebt zu einem großen Teil von dem Repektieren dieser Freiräume. Genausowenig, wie man Nacht für Nacht heimlich das Handy der Partnerin durchsucht, macht man ihr Bekleidungs- und Stylingvorgaben. Das gehört zu einer guten Beziehung. Wenn sich die Mitbewohnerin nicht daran halten will und den Vollbart kritisiert, dann ist das ein Eindringen in einen Bereich, in dem sie nichts zu suchen hat. Natürlich kann man es sich leicht machen und den Bart abrasieren, allerdings darf man sich davon nicht allzuviel erwarten. Einerseits muss man ständig seinen Ausweis mitführen, weil man an der Supermarktkasse ständig danach gefragt wird, wenn man Alkohol kauft. Andererseits kann eine Beziehung nicht klappen, wenn es notwendig ist, dass einer der beiden einen Teil von sich aufgibt.
Nicht so schlimm
Nachzugeben ist also der falsche Weg. Stattdessen ist Angriff in dem Fall eine gute Strategie. Statt also den Bart gegen den Willen der Mitbewohnerin zu tragen, sollte man ihn für sie tragen. Bartpflege ist ohnehin eine wunderbare Pflicht. Dabei gibt es allerdings auch sehr viel Spielraum. Als erstes muss geprüft werden, ob die Kritik am Bart berechtigt sein könnte. Passt also die Pflege nicht, vernachlässigt man die Konturen, oder wird er zu selten mit Pflegemitteln behandelt, dann muss sofort umgedacht werden. Der Widerstand der Frau ist damit nur die Spitze des Eisbergs. Passt aber alles, wie ich annehme, dann bleibt die Integration der Mitbewohnerin. Die Auswahl des Bartöls und Mitsprache beim Bartshampoo kann die Frau in die wunderbare Welt der Bartpflege einführen und dem Bart damit auch bei ihr den Weg ebnen. Gemeinsame Bartpflege kann auch dazu beitragen, dass Frau und Bart Freunde werden. Das Einbringen des Bartshampoos unter dem Bart kann durch die Frau erfolgen und eröffnet dabei gleich ganz andere Möglichkeiten Freundschaften zu vertiefen. Auch beim Glätten der Barthaare kann weibliche Erfahrung hilfreich sein.
Bartfan
Eine Beziehung besteht aus der richtigen Mischung aus Freiraum und gemeinsamen Aktivitäten. Regelmäßig der Partnerin mit Kleinigkeiten Freude zu bereiten sollte auf jeden Fall zum Standard gehören. Baut man in diese Aufmerksamkeiten den Bart mit ein, dann sind das die richtigen Impulse dafür, die widerspenstige zu zähmen und Widerstand zu durchbrechen. Positive Erfahrungen mit und rund um den Bart sind also ein einfacher subtiler Weg Akzeptanz zu schaffen. Wer regelmäßig mit besonders seidenweichem Barthaar überzeugt, die Nase der angebeteten immer wieder mit neuen Düften überrascht und dabei nicht nur die männlichen Duftnoten berücksichtigt, sondern auch blumige Herznoten trägt, arbeitet in die richtige Richtung. Ein gepflegter Bart ist ein beeindruckender Anblick. Kombiniert man dieses optische mit einem olfaktorisch und haptisch einwandfreien Erlebnis, dann macht man auch aus der widerwilligsten Partnerin einen richtigen Bartfan.