Ostereiersuche im Bart

In unmittelbarer Umgebung des Vollbarts befindet sich die menschliche Mundhöhle. Geschützt von den Lippen liegt hinter den Zähnen ein kleiner Hohlraum in den wir im Laufe des Tages unsere Nahrung, aber auch die notwendige Flüssigkeit füllen. Gute Manieren vorausgesetzt wird die Nahrung vor dem Einführen in den Mund in kleine Happen zerlegt, die sich bequem an den Lippen und Zähnen vorbei führen lassen, ohne buchstäblich ein Haar zu krümmen. Aber nicht in jeder Situation sind wir in der Lage unsere Nahrung vor deren Aufnahme zu zerkleinern. In manchen Fällen liegt ein großer Teil des positiven Erlebnisses beim Essen darin, die Zähne in ein übergroßes Stück zu schlagen und einen Teil herauszulösen. Damit man nach dem Essen keine Ostereiersuche im Bart veranstalten kann, sollte man aber ein paar Grundsätze beachten.

Schlechte Gegend

Die Position, an der die Natur unseren Vollbart vorgesehen hat, hat viele Vor- aber auch Nachteile. Die Anordnung rund um den Mund ermöglicht die Kultivierung eines gepflegten Moustache, der sich, sauber durch den Mund getrennt, vom Rest des Bartes absetzt. Leichte Bewegungen in den Mundwinkeln lassen die Enden des Moustache zucken und auch andere Bewegungen der Lippen bringen den Bart in Bewegung. Neben der Möglichkeit die beweglichen Lippen zur Animation des Bartes einzusetzen ist die Position in der unteren Gesichtshälfte auch ein Vorteil, wenn es darum geht, gesehen zu werden. Der Bart im Gesicht ist weithin sichtbar und ergänzt auf elegante Weise die Mimik, die in der nonverbalen Kommunikation so wichtig für uns ist. Die exponierte Lage sorgt auch dafür, dass er für die eigenen uns fremde Hände gut erreichbar ist und er im Alltag seine Vorzüge in Punkto Wind- und Wetterschutz ausspielen kann. Allerdings ist die unmittelbare Nähe zum Mund nicht die beste Gegend am menschlichen Körper. Genau genommen gibt es wohl nur einen Platz, der noch schlechter wäre.

Der Weg des Futters

Tatsächlich muss alles, was wir tagtäglich zu uns nehmen, den Bart passieren. Geübte Bartträger schaffen es auch mit schwieriger Nahrung, wie dem gefürchteten belegten Brötchen, oder dem gefährlichen Döner mit Alles und scharfer Sauce die Zähne irgendwie vor die Lippen zu bekommen um die Trennung des nächsten Bissen ohne Begegnung der schmutzigen Art mit dem Barthaar zu meistern. Da man nicht jedes Essen vor der Aufnahme in mundgerechte Happen zerteilen kann, lässt es sich nicht vermeiden übergroße Nahrung teilweise in den Mund zu schieben und anschließend die Zähne und die Lippen darum zu schließen. So zu essen ist in vielen Fällen ein Problem für den Bart und seinen Träger. Barthaare werden zusammen mit der Brotzeit in den Mund geschoben und kommen dort mit dem Nahrungsbrei in Berührung und Teile des Mahlzeit findet ihren Weg in den Mund nicht.

Dropout-Rate

Dummerweise sind es immer die unangenehmen Teile der Portion, die man gerade in Arbeit hat, die sich vor dem Ende im Verdauungsapparat drücken und vom Löffel springen, bevor es zu spät ist. Saucen, Suppe und Krümel der hartnäckigen Art wählen den vermeintlichen Freitod indem sie kurz vor dem Mund kurzentschlossen nach unten abzweigen. Allerdings rechnen sie dabei nicht mit dem Vollbart, der selbstlos auch ekeligste lebensmüde Bestandteile des Essens auffängt, den Sturz bremst und kurzerhand Unterschlupf gewährt. Egal ob man im Dschungelkamp am Känguruhoden nuckelt und dazu ein Heuschreckenfrappe schlürft, oder beherzt ins großzügig belegte Harzer Käsebrot beißt, eine Schaumrolle verspeist, oder ein feines Honigbrot genießt ist dabei nebensächlich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit machen sich genau die Elemente selbstständig dazu auf, die Welt unter dem Mund zu erkunden, die man eigentlich nicht dort haben wollte. Im besten Fall läuft einem also der Honig durch den Bart.

Vorbereitung ist Alles

Als Bartträger kann man sich nicht immer nur auf die Nahrung verlegen, die dem Bart nicht schadet. Persönliche Vorliebe und Gruppenzwang sorgen mitunter dafür, dass man auch etwas verzehrt, was schmeckt, dem Bart aber nicht uneingeschränkt gut tut. In so einem Fall sollte man keinesfalls unvorbereitet an die Sache herangehen. Das wichtigste Utensil des hungrigen Vollbartträgers ist die Serviette. Der Bart fängt verlässlich mehr als 90% dessen, was aus dem Mundwinkel fällt auf und verinnerlicht es. Je nach Konsistenz und Herkunft des Bissens nimmt er also Knoblauch, Zwiebel und Fischgerüche genauso an, wie Puderzucker und Majo, die sich beharrlich in der Oberlippe ansiedeln. Die Serviette in der Hand zu behalten ist dabei nicht ausreichend. Im besten Fall kommt sie direkt nach jedem Bissen zum Einsatz.

Smalltalk am Buffet

Was die Angelegenheit noch zusätzlich verschärft ist die Tatsache, dass man beim Essen häufig frontal gegenüber steht, oder sitzt. Man plaudert mit einem Kollegen, oder eine Kollegin während der Pause des Meetings, oder sitzt am Mittagstisch mit einer netten Begleitung. In so einer Situation ist es besonders unangenehm, wenn das Brötchen nach dem ersten Bissen nicht mehr belegt ist und die Garnitur statt dessen von der Oberlippe baumelt. Die Strategien, das Problem zu lösen sind so vielfältig wie das Leben. Ob man das Gefahrgut in einem Stück in die weit geöffnete Mundhöhle stopft, ohne abzubeißen, oder kleine problemlose Happen mit Messer und Gabel herstellt, ist je nach Situation und Art der Nahrung und des Umfelds jedem selbst überlassen. Auch Mischformen sind zulässig. Vermeiden sollte man auf jeden Fall direkt nach dem Abbeißen in das Gespräch zurückzukehren. Korrekterweise kommt die Serviette zum Einsatz, bevor man sich der Menschheit wieder zeigt.

Hygiene

Führt man sich die Gefahr, in der der Bart tagtäglich schwebt, vor Augen wird eines klar. Die tägliche Bartwäsche ist ein wichtiger Teil der Bartpflege und sollte in keinem Fall vernachlässigt werden. Die Reinigung mit einem sanften Bartshampoo, oder einer Bartseife gehört zur täglichen Routine und sorgt letztendlich dafür, dass nichts den Eindruck des Bartes trübt, das dort nicht hingehört!

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