Periorale Dermatitis unter dem Bart

Also ich muss schon sagen, dass mir bereits melodischere Titel von der Hand gegangen sind. Dummerweise ist das heutige Thema aber genauso unangenehm und kratzig, wie der sperrige Titel dieses Beitrags. Es geht um ein Phänomen, das plötzlich und unerwartet eintritt und dann zumindest für ein paar Wochen nervt. Es geht um die periorale Dermatitis. Nie gehört? Das möchte ich heute ändern.

Bart und Bartpflege

Ein Bart sollte gepflegt werden, das steht fest. In der Gesichtshaut unter dem Bart sitzen weniger Talgdrüsen, als auf der Kopfhaut. Die Folge ist, dass die Haut den Bart nicht mit natürlicher Pflege in Form von Talg versorgt. Gesichtshaut und Barthaar laufen Gefahr auszutrocknen. Die Lösung dafür sind Bartpflegeprodukte und ihre Anwendung. Wie man auch auf mein-vollbart.de nachlesen kann sollte täglich Bartöl, oder andere Bartpflegemittel eingesetzt werden. So wird der Bart, aber auch die darunterliegende Haut mit Feuchtigkeit versorgt und es duftet auch noch ganz wunderbar. Allerdings sollte man es nicht übertreiben.

Periorale Dermatitis

Wer in der Schule Latein ausgelassen hat, dem ist grundsätzlch durchaus zu gratulieren. Außer bei Wörtern, wie perioral braucht man das, was man jahrelang eingetrichter bekommt, im Leben nicht wirklich. Trotzdem kann man mit grundlegenden Kenntnissen schon mal in etwa deuten ewas der Onkel Doktor uns sagen will, wenn er uns periorale Dermatitis an den Kopf wirft. Die Dermatitis bezeichnet eine Hautentzündung und perioral beschreibt, dass sich dies Dermatitis hier rund um den Mund befindet. Also eine Hautentzündung rund um den Mund. Soweit einmal für die neusprachlich ausgebildeten Bartträger zur Begriffserläuterung. Was die periorale Dermatitis aber ist und was sie mit dem Bart zu tun hat, das kommt gleich in den nächsten Absätzen.

Bärtige Stewardessen-Krankheit

Auch hier haben uns die Damen wieder einmal etwas voraus. Bevor der Mann die Bartpflege für sich entdeckte und sein Gesicht nur mit After-Shave gequält hat waren die Frauen schon einen Schritt weiter. War es für den Mann bisher kein großes Thema sich Kosmetik und Haut- und Haarpflegeprodukte ins Gesicht zu reiben, so entdeckt er mittlerweile auch diese Möglichkeit zur Körperpflege. Frauen praktizieren diese Variante bereits seit Jahrhunderten und malen sich zusätzlich auch noch attraktive Gesichter auf. Ein Umstand, aufgrund dessen die periorale Dermatitis auch schon seit langem bei den Frauen Angst und Schrecken verbreitet. Da sie bei stark geschminkten Frauen häufig auftritt nennt man sie auch Strewardessen-, oder Manequin-Krankheit. Auch Mundrose ist ein verbreiteter Name, den die periorale Dermatitis ihren Symptomen verdankt.

Symptome

Die Symptome sind schnell erklärt: Trockene Haut, die mit rötlichen Bläschen bedeckt ist um den Mund, die Augen und generell im Gesicht. Das ist für eine junge attraktive Dame, die ohne Kosmetik nicht mehr als eine junge Dame ist, natürlich sehr unangenehm. Daher wird mit Hautpflege, Reinigungsmitteln, Peelings und drei Extralagen Schminke das Problem behandelt. Erfolglos, weil genau das, nämlich Hautpflege, Haureinigung und Schminke die Ursache für die Mundrose sind. Statt das Problem zu beseitigen verursacht man damit immer mehr Hautreizungen. Es wird also schlimmer und schlimmer und der Dermatologe diagnostiziert schließlich die Dermatitis.

Ursachen

Armes Mädchen, denkst Du Dir vielleicht jetzt und spielst mit dem Gedanken hier nicht weiterzulesen. Solltest Du aber unbedingt tun, denn aus den Fehlern der anderen Geschlechter kann man problemlos auch als Mann etwas lernen. In diesem Fall lernt man, dass es so etwas, wie überpflegte Haut gibt. Haut besteht, wie sicher jeder weiß, aus mehreren Schichten. Da gibt es die Unterhaut, die Lederhaut und ganz außen die Oberhaut. Die Oberhaut hat auch wieder ein paar Schichten, die uns heute aber nicht weiter interessieren. Bis auf eine. Die oberste Schicht, die Hornhaut spielt bei der perioralen Dermatitis die Hauptrolle. Ihre Aufgabe ist es, die Haut vor der Austrocknung zu bewahren. Sie besteht aus verhornten Zellen, ist relativ hart und sorgt dafür, dass unsere Haut wasserfest ist. Überpflegt man die Haut, dann quillt die Hornschicht auf und verliert ihre Schutzfunktion. Außerdem verlernt die Haut, sich selbst zu befeuchten.

Lipide und Überfeuchtung

Die Haut sorgt durch die Produktion von Lipiden ständig für einen wohldosierten Fettfilm. Schutz und Pflege in einem und eigentlich das beste, was der Haut passieren kann. Bessert man nach, also reibt sich Bartöl in den Bart, das ergänzt das grundsätzlich fehlende Lipide und sorgt dort, wo die Haut auszutrocknen droht, für die fehlende Feuchtigkeit. Mädchen machen das gerne und oft. Morgens die Tagescreme, abends der Makeupentfernen und die Kur für die Nacht. Tagsüber zwischendurch mal nachlegen und jede Menge Make-Up. Mit dieser Überpflege kann die Haut in manchen Fällen nicht mehr umgehen. Mit aufgequollener Hornschicht stellt sie die Lipidproduktion ein. Kein natürlicher Fettfilm mehr, offene Tore für Bakterien, die in der tropfnassen Hornschicht auch noch ideale Bedingungen vorfinden und es sich gemütlich machen.

Keine Fehler machen

Gleich vorab: Gegen eine regelmäßige Pflege des Bartes spricht definitiv nichts! Niemand muss sich jetzt fürchten und zum Rasiermesser greifen. Allerdings sollte man die Bartpflege bewußt angehen. Mehr ist nicht immer besser und im Fall einer perioralen Dermatitis sogar ein ernstes Problem. Bartöl sollte nicht jede Stunde eingebracht werden und das was auf den Flaschen steht, nämlich dass 2-3 Tropfen genügen, ist wahr! Jeder kennt sich und seinen Bart wohl am Besten. Ausnahmen sind höchstens Eure Barbiere, aber ob sich die Haut trocken anfühlt, oder nicht, kannst nur Du beurteilen. Allerdings gibt es ein Zaubermittel, vor dem ich zwar immer wieder, wegen des hohen Suchtpotentials warne, das aber die Haut bei ihrer Funktion unterstützt. Es lohnt sich also durchaus, eine Abhängigkeit zu riskieren.

Zaubermittel

Keine Sorge, es ist nicht illegal dieses Suchtmittel zu besorgen. Man bekommt es im gut sortierten Bartfachhandel und auch im Versandhandel. Die Rede ist von der guten alten Bartbürste. Es ist umwerfend, sich mit den weichen Wildschweinborsten, oder in der vegangen Variante den pflanzlichen Borsten durch den Bart zu fahren. Man spürt förmlich, wie die Durchblutung der Haut angeregt wird. Das ist aber nicht alles, was sich regt! Auch die Talgdrüsen laufen zu Höchstform auf und leisten unmenschliches, oder in ihrem Fall eher undrüsisches.

Vergessliche Haut

Tatsächlich kann die Haut durch die übermäßige Pflege verlernen, sich selbst zu pflegen. Die oberste Hautschicht verändert sich und es kommt zu einem verhängnisvollen Teufelskreis. Trocknet die Haut aus, dann spannt sie und juckt unter dem Bart. Ist die Ursache bereits die periorale Dermatitis, dann ist es fatal darauf mit noch mehr Pflegemitteln zu reagieren. Das Problem verschlimmert sich und was auch immer man sich auf die betroffenen Stellen reibt, es verschlimmert die Symptome. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht.

Harmlos, aber hässlich

Die Mundrose ist tatsächlich harmlos. Es spannt, es juckt und es bilden sich kleine rote Pickel, aber gestorben ist daran noch niemand. Das wars aber auch schon wieder mit den guten Nachrichten. Wer daran leidet, dem wird das jetzt nur unwesentlich fröhlicher stimmen. Das Spannen und Jucken kann ein echtes Problem sein und wer davor monatelang großflächig geölt hat, der muss seine Gewohnheiten radikal ändern. Tatsächlich komplett, weil die einzige Variante die Haut wieder ins Gleichgewicht zu bringen ist Abstinenz. Man darf sich zwar weiter mit Partnerinnen und anderen willigen Mitmenschen vergnügen und auch berauschende Substanzen konsumieren, das geliebte Bartöl sollte man aber im Kasten lassen. Ein paar Wochen Bartöl-frei ist wohl die einzige Lösung und letztendlich auch eine wohlverdiente, oder zumindest selbst auferlegte Strafe für das Überpflegen von Haut und Vollbart!

To-Do´s

Wie bei jeder guten Geschichte gibt es auch hier eine Moral. In diesem Fall sogar eine klare ToDo-Liste statt einer mehrdeutigen Lebensweisheit, verpackt in ein Gleichnis.

  1. Prüfe, ob Du eine Bartbürste besitzt. Wenn nicht, dann kauf Dir sofort eine.
  2. Schaffe in Deinem Leben Platz für die Zeit mit der Bartbürste. Bearbeite Deinen Bart jeden Tag und massiere die Gesichtshaut sanft.
  3. Dreh Deine Bartölflasche um und lies Dir Aufmerksam durch, was da alles steht.
  4. Google die Inhaltsstoffe, die Du nicht kennst. Öle verschiedenster Art sind absolut OK. Parfum als Inhaltsstoff kann ein Problem sein und Stoffe, vor denen im Internet gewarnt wird, sind ein guter Grund für einen sofortigen Ölwechsel. Eine Faustregel was ein guter Inhaltsstoff ist, gibt es leider nicht. Am einfachsten Du nimmst ein Öl, das ich getestet habe, oder achtest auf Bezeichnungen, wie „Naturkosmetik“, oder „100% natürliche Inhaltsstoffe“ beim Kauf.
  5. Achte darauf, dass Du ein ordentliches Bartshampoo verwendest.
  6. Nimm nicht mehr Bartöl, als Du brauchst. 3 Tropfen sind meistens genug. Ist Dein Bart weniger als 5 Zentimeter lang, dann nimm weniger!
  7. Bartpflege ist einmal täglich im Normalfall ausreichend.
  8. Schiebe immer wieder mal einen Tag ohne Öl, oder Balm ein, wenn das geht.

Selten, aber unangenehm

Die periorale Dermatitis ist nicht wirklich weit verbreitet, aber auf keinen Fall selten. Willst Du sie vermeiden, dann achte auf einen verantwortungsvollen Einsatz von Bartpflegeprodukten und gib Deinem Bart die Chance selbst etwas für sich zu tun. Auch wenn es sehr gefährlich ist solltest Du Dir die Zeit mit der Barbürste gönnen. Die sanfte Massage regt die Talgproduktion an und verteilt ihn im Bart. Überpflege Deinen Bart auf keinen Fall. Treten ungewöhnliche Probleme auf und bemerkst Du Pickel unter dem Bart, dann stell sofort die Verwendung von Bartpflegeprodukten ein. Am Besten gehst Du sofort zum Dermatologen und lässt die Ursachen abklären. Besser aber, Du lässt es garnicht erst so weit kommen und pflegst Deinen Bart, so wie er es braucht und nicht mehr.

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