Der Klassiker in der Rasur ist und bleibt das gute alte Rasiermesser. Während die alten Ägypter sich ihre Gesichtsbehaarung schon 3100 v. Chr., also vor unglaublichen 5000 Jahren mit scharfen Klingen aus dem Gesicht schabten haben wir Europäer erst 1500 Jahre später das Rasiermesser erfunden.
5000 Jahre Rasiermesser
Damit hatte die Menschheit die Möglichkeit den wild wuchernden Bart in seine Schranken zu weisen und die männlichen Gesichter zu enthaaren. Stand Anfangs nur die Komplettrasur im Fokus, so erfüllt das Rasiermesser heute auch zahlreiche andere Funktionen rund um die Bartpflege, damit das Bärtchen auch nach der Rasur nicht Geschichte ist, sondern gestylt und getrimmt im Gesicht des Bartträgers unbeschwert für Pheromonausstöße beim anderen Geschlecht sorgen kann.
Übung macht den Meister
Aber Vorsicht! Wer sich schnell ein Rasiermesser holt und beherzt dem Bart zu Leibe rückt kann rasch eine unangenehme Erfahrung machen, weil der Umgang mit der rasiermesserscharfen Klinge ist nichts für Parkinsonpatienten und Spiegeltrinker. Man braucht eine ruhige Hand und die richtige Technik.
Zu beachten sind folgende Punkte:
zärtlich zupacken
Das Messer wird aufgeklappt und so in die Hand genommen, dass die Klinge frei bleibt. Während man von der einen Seite mit dem Daumen fixiert und den kleinen Finger auf dem gebogenen Ende, der sogenannten Angel platziert drückt man mit den verbleibenden drei Fingern von vorne sanft auf das Messer. Dabei liegen die Fingerkuppen sanft am Messer. Die Fingerkuppe des kleinen Messers liegt auf der Angel und Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und kleiner Finger sind abgewinkelt. Der Daumen sorgt durch entsprechenden Gegendruck von hinten dafür, dass das Messer nicht verrutscht.
Mit der beschriebenen Technik fühle ich mich seit Jahren wohl und hab mein Rasiermesser gut im Griff. Man kann aber auch die Anzahl der Finger variieren und statt drei Finger als Gegenspieler für den Daumen zu nehmen und den kleinen Finger auf die Angel zu legen nur zwei Finger an die Klinge legen und mit den verbleibenden zwei (klar, den Daumen hab ich jetzt nicht mitgezählt) das Messer an der Angel fixieren. Das kann man auch noch auf einen Finger reduzieren und ab dem Mittelfinger hinter der Griffschale an der Angel führen und die Klinge nur mit Zeigefinger und Daumen fixieren.
Wie auch immer Du Dein Rasiermesser am liebsten hältst, achte darauf, dass die Fingerkuppen nicht zu nahe an die Klinge kommen, sondern eher am Messerrücken aufliegen.
die richtige Haltung
Korrekt setzt man das Messer in einem steilen Winkel auf der Haut an. Wer ein Geodreieck zur Hand hat, kann nachmessen und versuchen so um die 30° hinzubekommen. Ne, ist natürlich Quatsch, aber so ungefähr in der Gegend von 30° wäre korrekt.
Füre Rechts-, wie auch Linksträger gilt: Die Handfläche weist bei der Rasur mit dem Rasiermesser immer zum Gesicht. Bei einem Rechtshänder zeigt die Messerspitze an der rechten Backe nach hinten, und an der linken Backe nach vorn. Andersrum klappt das nicht, weil der Handrücken und der Daumen im Weg wäre.
der korrekte Zug
Meine Herren – Wir habe hier ein teuflisch scharfes Teil in Händen und keinen Nassrassierer mit Beisskorb und Gleitstreifen. Hier trifft roher Stahl auf Gesichtshaut und nicht, außer Deiner Fingerfertigkeit und lässigen Virtuosität schütz Dich vor tiefen Schnittwunden.
Bist Du noch nicht sehr erfahren im Umgang mit Deinem Messer lass Dir gesagt sein, dass kleine Schnitte der Schlüssel zur unblutigen sind. Mach für den Anfang sehr kurze Schnitte. Bewege Deinen Arm und Deine Hand nicht, sondern Arbeite nur aus den Fingern. Die Schnitte sollten unter einem Centimeter weit führen. Bist Du damit sicher kannst Du dieser Bewegung um eine horizontale Bewegung ergänzen, also nicht nur von oben nach unten streichen, sondern das Messer in Form einen Halbkreises gleichzeitig in Richtung kleinen Finger ziehen. Hier wird es gefährlich. Übertreib es nicht für den Anfang, sondern nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Auch später tust Du gut daran nur kurze Züge auszuführen, weil das Verletzungsrisiko und das Risikö, dass Du Etwas verschneidest viel geringer ist.
Bist ein Meister, oder wenigstens ein ambitionierte Anfänger, dann kannst Du da und dort auch mal einen längeren Zug wagen. Am besten aber nicht durch dichten Bartwuchs, sondern über Flächen, die Du vorhin schon mit der oben beschriebenen Technik der kurzen Schnitte abgeholzt hast.
Bist Du dann ein Level weiter und fährst in Perfektion durch jede Unebenheit in Deinem Gesicht, ohne der Haut auch nur ein Haar zu krümmen kannst Du Dich daran machen lange Haare mit dem Messer zu kürzen. Dazu brauchst Du eine ruhige Hand und eine ausgefeilte Technik. Du wendest einfach die Technik mit den kurzen Schnitten und einen deutlichen horizontalen Zug einige Centimeter entfernt von der Haut an und schneidest so Deine Barthaare auf die gewünschte Länge. Problematisch dabei sind hauptsätzlich die Kanten, also entlang der Kinnlinie und am Kinn selber, wo man anfangs meist zu kurz schneidet, aber mit ein wenig Übung lässt sich der gesamte Bart mit dem Rasiermesser in Form bringen und diese Rasur ist mit Abstand die stilvollste.
die richtige Vorbereitung
Damit die Rasur mit dem Rasiermesser sauber und ohne schmerzhaftes Ziepen abläuft sollten ein paar Vorbereitungen nicht vergessen werden.
Der Rasierschaum sollte in der Rasierschale ordentlich hart aufgeschlagen und anschließend am Bart verteilt werden.
Das Messer muss so scharf wie möglich sein! Ein stumpfes Messer reißt an den Haaren, statt sie zu kürzen, macht keinen vollständigen und sauberen Schnitt und erhöht das Verletzungsrisiko, weil die raue Klinge leicht hängen bleibt und das Messer sich dann in die Haut arbeitet, statt darauf zu gleiten.
Für das Schärfen des Messers sollte man einen Streichriemen und Polierpaste verwenden. Alternativ kann man auch Rasiermesser mit Wechselklinge verwenden.
Bei Rasiermessern mit starrer Klinge sollte auch regelmäßig ein Schleifstein verwendet werden um die Klinge zu schärfen und alle Unebenheiten zu entfernen.
Ein Kommentar