Rasierpinsel von Heinrich L. Thaeter

Während noch vor wenigen Jahrzehnten die Nassrasur die einzig mögliche Variante war, sich zu rasieren, so hat die Trockenrasur sie zwischenzeitlich fast vollständig verdrängt. Heute leben wir, zum Glück, in einer Zeit in der wir langsam wieder beginnen uns von den zeitsparenden Innovationen zu trennen. Altes und Bewährtes bekommt wieder Raum in unserem Leben. So haben auch Rasierpinsel wieder ihren Platz in unseren Badezimmern gefunden.

Heinrich L. Thaeter

Sucht man nach Rasierpinseln, dann wird man eher früher als später auf die Heinrich L. Thaeter GmbH in Nürnberg stoßen. In der 1913 gegründeten Rasierpinselmanufaktur werden hochwertige Rasierpinsel aus bester Silberspitze von Hand hergestellt. Ein Vorgang, der einiges an Erfahrung voraussetzt. Durch die sorgfältige Herstellung, die ohne Nachbearbeitung der Spitzen auskommt, bleiben die Dachshaare unbeschädigt und die spitzen der Haare sind weicher, als wenn der Pinselkopf in Form geschnitten wurde.

Wie verwende ich einen Rasierpinsel

Die richige Verwendung des Rasierpinsels muss geübt werden. Beim Aufschlagen der Rasierseife darf auf keinen Fall zuviel Druck angewandt werden. Die Arbeit sollte von den feinen Spitzen erledigt werden. Es bringt auch nichts, wenn man die aufgeschlagene Seife tief in den Pinsel einarbeitet, denn auch das auftragen auf die Haut erfolgt nur über die spitzen. Wer also lange Freude an seinem Rasierpinsel haben möchte, der sollte hier sorgfältig vorgehen. Nach dem Einschäumen ist es wichtig den Pinsel ordentlich unter fließendem Wasser auszuspülen. Eingetrocknete Seife schadet dem Dachshaar. Für die tägliche Rasur ist der Einsatz von zwei Rasierpinseln, die man abwechselnd einsetzt, sinnvoll.

Das Interview

Betrachtet man die Website der Heinrich L. Thaeter GmbH, dann wird schnell klar, dass ein Rasierpinsel mehr ist, als ein Büschel Dachshaare mit einem schönen Griff. Die Auswahl und die Unterschiede im Sortiment haben mich veranlasst, eine Anfrage zu einem Interview zu senden. Dankenswerter Weise hat sich der Geschäftsführer bereit erklärt meine Fragen zu beantworten.

Harald Schuldes erklärt und den Unterschied zwischen einem billigen und einem qualitativen Rasierpinsel und gibt uns Tipps zur Anwendung und Pflege.


mein-vollbart.de: Seit über 100 Jahren stellen sie Rasierpinsel in Ihrer Pinsel-Manufaktur in Nürnberg her. Überwiegend wird Dachshaar der höchsten Qualitätsstufe „Silberspitze“ verarbeitet. Warum wird für qualitative Rasierpinsel eigentlich gerade Dachshaar verwendet?

Harald Schuldes: Dachshaar ist in Bezug auf Flexibilität und Robustheit das Material der Wahl. Bei „Silberspitze“ kommt noch die 3-teilige natürliche Färbung des Haares hinzu.

Bei der Wahl des Rasierpinsels verhält es sich ähnlich wie der Wahl des Autos

mein-vollbart.de: Die Auseinandersetzung mit Ihrem Sortiment ist sehr überraschend. Dass es verschiedenste Materialien für den Griff gibt war mir bekannt, aber die Vielzahl an unterschiedlichen Ausführungen der Pinselköpfe hätte ich, als reiner Anwender und damit eigentlich Laie, so nicht erwartet. Sie bieten unterschiedlich große Pinsel und auch verschiedene Formen, wie Bulb, oder Fan. Worauf sollte man bei der Wahl des Rasierpinsels achten und nach welchen Gesichtspunkten wähle ich Größe und Form sinnvollerweise?

Harald Schuldes: Bei der Wahl des Rasierpinsels verhält es sich ähnlich wie der Wahl des Autos. Auch mit einem Kleinwagen kommt man von A nach B. Wer jedoch Wert auf Komfort und Volumen legt, wird sich nach etwas Größerem umsehen. Mit einem handgebundenen Rasierpinsel von 21 mm Durchmesser und entsprechend kurzer Bindung lässt sich schon ordentlich Schaum „schlagen“ wenn auch etwas mühsamer als mit einem 24, 26 oder gar 28 mm Pinselkopf.

mein-vollbart.de: In Ihrem Sortiment gibt es einige Rasierpinsel mit dem Hinweis 2-Band in der Artikelbeschreibung. Bezieht sich das nur auf die Zeichnung des Dachshaars, oder gibt es darüber hinaus noch andere Unterschiede?

Harald Schuldes: Beim 2-Band Haar handelt es sich um eine besonders sorgfältige Sortierung der langen Schmuckhaare. Diese haben einen sehr breiten tief-schwarzen „Strich“ und besonders lange weiße Spitzen. Das Haar selbst ist etwas dicker als das sonst verwendet 3-Band Haar. Es ist deshalb noch flexibler, mit noch mehr „Backbone“

mein-vollbart.de: Sie fertigen die Rasierpinsel traditionell handwerklich in Ihrer Manufaktur. Wie läuft das grob ab? Ist es nicht sehr schwierig das Dachshaar so in Form zu bringen?

Harald Schuldes: Um das Dachshaar in Form zu bringen helfen uns sog. Stoßbüchsen. In diesen wird eine genau abgewogene Menge Dachshaar in „Form“ gestoßen, d.h. mittels der Innenkontour der Büchse wir die spätere Kugelform des Pinselkopfes geformt. Der Haarbund wird der Büchse entnommen, mit einem Fadenbund versehen und rückwärtig mit Kleber vergossen. Soweit der grobe Ablauf der Herstellung. Die Ausbildung zum Pinselmacher dauert 3 Jahre.

Unsere Pinsel sind ausschließlich handgebunden unter Verwendung nur der besten Silberspitze.

mein-vollbart.de: Bei der Suche nach einem Rasierpinsel stößt man auch auf sehr billige Produkte. Ihr Sortiment liegt hier im Vergleich preislich teilweise deutlich höher. Was ist es, was den höheren Preis Ihrer Produkte rechtfertigt und kauft man wirklich günstiger, wenn man einen billigen Rasierpinsel kauft?

Harald Schuldes: Billige Rasierpinsel sind meist maschinell gefertigt und bei der Wahl des Dachshaares auf der unteren Qualitätsebene angesiedelt. Der Preis eines Rasierpinsels wird im Wesentlichen von der Auswahl des Dachshaares, dem Durchmesser des Pinselkopfes und dem Material des Griffes bestimmt. Unsere Pinsel sind ausschließlich handgebunden unter Verwendung nur der besten Silberspitze.

Zweitpinsel ist ratsam

mein-vollbart.de:Zahnbürsten sollen ja regelmäßig ausgetauscht werden um die hygienische Unbedenklichkeit zu gewährleisten. Ein Rasierpinsel, der nur für die äußerliche Anwendung auf der Haut verwendet wird, muss sicher bei weitem nicht so sauber gehalten werden, wie eine Zahnbürste, aber speziell bei der Rasur kann es ja auch einmal zu kleinen Schnitten kommen. Sie beschreiben auf Ihrer Homepage genau, wie der Rasierpinsel nach der Rasur gereinigt wird und dass er regelmäßig mit sanftem Reinigungsmittel gespült werden sollte. Gibt es darüber hinaus noch Maßnahmen um den Rasierpinsel gründlich zu reinigen und wie oft sollte der Pinsel ausgetauscht werden?

Harald Schuldes: Stellen Sie sich vor, Sie waschen sich die Haare und spülen diese nicht gründlich aus. Das gleiche gilt für den Rasierpinsel. Er muss sehr sorgfältig ausgespült werden damit die feinen Haare nicht vom eingetrockneten Seifenschaum angegriffen werden und ausbrechen. Wenn möglich sollte ein Rasierpinsel zwischen den Rasuren gut durchtrocknen können. Austauschen ist nicht nötig, aber im Wechsel mit einem Zweitpinsel ist ratsam.

mein-vollbart.de: Gibt es im täglichen Einsatz des Rasierpinsels Dinge, die man unbedingt vermeiden sollte um den Pinsel nicht zu beschädigen?

Harald Schuldes: Zu wenig Wasser beim Einseifen, zu starkes Aufdrücken und ungenügende Reinigung nach der Rasur.

mein-vollbart.de: Vielen Dank für das Interview!


Kunstwerk Rasierpinsel

Ich habe als Kind gerne das Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende gelesen. Die Beschreibung der Pinselherstellung hat mich ein wenig an die Szene erinnert, in der die beiden Hauptdarsteller in China sind und erklärt wird, dass man sich in China die Haare zählen lassen könne. Ganz ähnlich stelle ich mir die Arbeit in der Rasierpinselmanufaktur vor. Den Pinsel in die perfekte Form zu bringen, ohne überstehende Haare einrfach abzuschneiden ist zweifellos eine Kunst.

Nimm Dir Zeit

Wer noch nicht die Vorzüge der Nassrasur für sich entdeckt hat, der sollte sich einmal Gedanken darüber machen. Es ist ein haushoher Unterschied, den Tag mit einem monoton surrenden Elektrogerät im Gesicht zu verbringen, oder sich lauwarmen, steif aufgeschlagenen Rasierschaum ins, mit Preshave behandelten, Gesicht zu cremen. Der Rasierschaum bringt das Barthaar zum Quellen und die Rasur mit dem Rasiermesser, oder dem Rasierhoben ist eine Wohltat. Ein bewußter Vorgang mit hohem Wellnessfaktor und eine Chance, den Tag nicht mit Zeit sparen zu beginnen.

Der Rasierpinsel ist ein Utensil, das in keinem männlichen Haushalt fehlen sollte. Achtet man bei der Anschaffung auf Qualität und behandlelt ihn sorgsam, dann kann man an einem Rasierpinsel sehr lange Freude haben. Die Investition in einen qualitativen Rasierpinsel von H. L. Thaeter rechnet sich auf jeden Fall allein durch die längere Haltbarkeit und durch das deutlich angenehmere Gefühl auf der Haut!

 

sämtliche Fotos: www.roberthill.de

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