Rein, oder Raus – Bärtige Entscheidung

Hier darf ja jeder mitlesen. Egal ob langer Bart, kurzer Bart, oder Damenbart – jeder ist ein willkommener Leser. Heute richte ich mich mit meinem Beitrag aber mal an diejenigen unter Euch, bei denen der Bart zumindest den obersten Hemdknopf verdeckt. Alle anderen dürfen natürlich auch weiterlesen!

Es ist Winter

So ein Artikel im Internet ist immer ein wenig schwierig. Ich schreibe heute einen Artikel und morgen liest ihn jemand. Bei einer Zeitung kann man davon ausgehen, dass sie innerhalb weniger Tage gelesen wird. Bei einer Internetseite ist die Herausforderung schon größer. Schreib ich über Weihnachten und Neujahr, dann kann schon mal passieren, dass ein braver Bartträger, der den Beitrag erst im Hochsommer liest, verwirrt ist. Also schreibe ich jetzt schon mal dazu, dass dieser Beitrag im Winter entstanden ist und das auch noch in Mitteleuropa, wo es im Winter zumindest kalt ist. Genug der Einleitung, kommen wir zum heutigen Thema.

Halsschutz

In unseren Breiten ist es weit verbreitet, in der kalten Jahreszeit einen breiten Schal zu tragen. Das hat eine Reihe von Vorteilen, in erster Linie soll der Schal aber verhinder, dass der Hals auskühlt und darin befindliche Röhrensysteme zu kalt werden. Ein guter Gedanke, der sicherlich schon viele Menschen vor einer Erkältung bewahrt hat. Als Bartträger hat man ja eigentlich immer einen persönlichen Schal dabei. Der Bart schützt die untere Gesichtshälfte zuverlässig vor Kälte und ab einer passablen Länge partizipiert auch der Hals von den Vorteilen des Vollbarts mit. Toll, der Hals ist geschützt hinter einem dichten, gepflegten und wunderbar duftenden Vollbart. Ein schönes Schicksal! Allerdings hat der Hals, wie vieles im Leben, zwei Seiten. Zwar hockt da nicht ein kleiner Darth Vader irgendwo auf der dunklen Seite und schnitzt einen Todesstern, aber trotzdem hat der durchschnittliche Hals zahlreiche Seiten.

Seiten auf allen Seiten

Ja, das ist natürlich ein Problem. Der Hals, seines Zeichens vom Querschnitt her rund angelegt, hat in jede Richtung eine freiliegende Stelle, die man auch mit einem üppigen Bart nicht alle abdecken kann. Eine mögliche Strategie wäre es, den Kopf immer in den Wind zu drehen und so, der Seite den Bart als Schutz zur Verfügung zu stellen, die direkt dem Wind ausgesetzt wäre. Hier erreichen wir aber schnell unsere anatomischen Grenzen. Etwa 90° kann der Mensch, egal ob mit, oder ohne Bart, seinen Kopf zur Seite drehen. Gute 180° können wir also abdecken. Kommt der Wind aber von hinten, oder schräg hinten, sind uns die Hände gebunden und die Halswirbelsäule wird uns deutlich zu verstehen geben, wo 90° aufhören. Ausgefuchste Bartträger können jetzt die Beweglichkeit in der Lendenwirbelsäule zu der in der Halswirbelsäule addieren. Durch ein strategisches Verwinden in der Körpermitte können noch ein paar Extra-Grad herausgeschlagen werden.

Bärtige Eule

So verwunden und mit dem Blick gegen die Fahrtrichtung steht unser Spaziergang unter keinem guten Stern und endet wohl bald an einem stabilen Hindernis. Auch langes Haupthaar hilft nur bedingt. Es bleiben meist die Seiten frei und ein rasch drehender Wind kann wahlweise unseren Hals kühlen, oder zu Schmerzen in der Halswirbelsäule, verursacht durch abruptes Drehen des Kopfes, führen. Es bleibt also, ab dem Gefierpunkt, speziell an windigen Tagen, oder dann wenn es schneit, zum Schal zu greifen. Auch das Schließen der Jacke bis ganz nach oben ist eine beliebte Methode im den Hals vor Kälte zu schützen. Und hier eröffnet sich ein neues Problem. Der Bartträger mit ausreichend Bartlänge steht vor einem Dilemma.

Rein, oder Raus?

Die Frage ist einfach formuliert: Trägt man den Bart in der hochgeschlossenen Jacke, bzw. unterm dem Schal, oder darüber. Darüber werden viele jetz reflexmäßig sagen, aber ich gebe zu bedenken, dass das Hindernis unterm Kinn als störend empfunden werden kann. Der Bart wächst in erster Linie nach unten. Das ist auch seine natürliche Position. Senkrecht zum Erdmittelpunkt ausgerichtet soll es am Kinn hängen.

Schließt man jetzt die Jacke bis nach oben, dann wird der erfahrene Bartträger schon mal den Kopf in den Nacken legen. Nicht etwa, um etwas gegen den Durst und die Kälte zu unternehmen, sondern um den Bart aus der Gefahrenquelle Reißverschluss zu bringen. Die beiden mögen sich nicht, der Bart und der Reißverschluss. Also weg mit dem Prachtstück und Hoch den Verschluss. Bleibt der Kopf im Nacken ist barttechnisch alles im grünen Bereich. Ausreichend Bewegungsspielraum für das Bärtchen, so wie es sein soll. Allerdings leiden die Verkehrssicherheit und die Bandscheiben in der Halswirbelsäule unter der unnatürlichen Kopfhaltung.

Kopf tief

Aus nachvollziehbaren Gründen wird der Bartträger innerhalb der ersten halben Stunde nachdem der Reißverschluss geschlossen wurde, den Kopf wieder senken und da kollidiert der Bart mit der Oberkante der Jacke. Statt der Jacke kann sich an der selben Stelle auch ein dicker Schal befinden. Was auch immer wir uns in der Kälte um den Hals schlingen, es macht sich im Revier des Vollbarts breit und das führt auf jeden Fall zu Konflikten. Damit der Konflikt nicht eskaliert gibt der Bart allerdings meist nach. Er legt sich auf die Jackenkante, oder den Schal und steht nach vorne weg.

Kein großes Problem, aber die permanente Berührung am Kinn und das unangenehme Gefühl, wenn wir den Kopf drehen ist dem männlichen Wohlbefinden nicht zuträglich. Als Alternative bleibt, den Bart in die Jacke, oder unter den Schal zu stecken. Was auf den ersten Blick unangenehm wirkt kann wesentlich angenehmer sein, als den Bart außerhalb der Jacke zu tragen. Zwar kann man den Bart nur dann unterbringen, wenn die Jacke eine entsprechende Kragenweite hat und bei Bewegungen des Kopfes kommt es leicht dazu, dass der Bart, oder ein Teil davon aus der Jacke rutscht, aber der Komfort ist auf jeden Fall eine Überlegung wert!

 

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