Oft und gerne beißt man genüßlich in einen herzhaften Snack. Allerdings haben viele sehr leckere Köstlichkeiten auch eine recht schattige Schattenseite. Was verlockend schimmert, unter einer dicken Schicht Puderzucker auf einen verwöhnten Gaumen wartet und was prall und saftig aus der Obstschale lacht, entpuppt sich beim ersten Biss oft als inkompatibel mit dem Vollbart. Die Hühnerkeule, die Schaumrolle, oder eine saftige Tomate kann schnell, im wahrsten Sinn des Wortes, nach hinten losgehen. Saurer Apfel und der beherzte Biss können so zum Desaster werden.
Schleim schlabbern
Ernährungsbewußt, wie man heute sein sollte, gibt es öfter mal ein Möhrchen, statt dem sonst üblichen Schnitzel. So knackfrisch und gesund so ein Stangengemüse auch sein mag, die wahren Hochgenüsse wachsen selten im Garten. Zumindest nicht am Stück. Erst eine meisterliche Küche macht aus tollen Rohstoffen ein tolles Essen. Dabei passiert mit vielen Lebensmitteln aber, völlig kaluliert, etwas unangenehmen. Das Mahl wird nicht nur gegart, sondern auch verfeinert. Dazu nimmt der Profi am Herd manch schleimige Substanz und sorgt neben Tunke, Dip und Sauce auch für eine generell mehr zähflüssige als feste Konsistenz der Nahrung. Als Bartträger hat man damit mitunter seine liebe Not. Was gut schmeckt lässt sich nicht immer ohne Kollateralschäden in den Mund bewegen. Auf dem weg zur Lippe kommt es meist zu einer Begegnung mit dem Barthaar, das üppig von der Oberlippe sprießt.
Köstliche Strategien
Das gute Essen, das sich nicht Bartstörungsfrei in die Futterluke schieben lässt, für immer von der Speisekarte zu streichen, ist eine Option, allerdings nicht die beste und schon garnicht die einzige. Stattdessen lernt man mit der anfangs ungewohnten Situation umzugehen. Mit Bart gibt es eine Faustregel, die man verinnerlichen sollte. Wo auch immer man seine Nase, oder die Lippen hineinsteckt, dort ist auch der Bart in der ersten Reihe dabei. Angenommen man hat es auf ein belegts Brötchen abgesehen und nehmen wir weiter an, dass der virtuose Brötchenkünstler beim reichhaltigen Garnieren allerhand Zähflüssiges und Gallertartiges eingesetzt hat, bevor er das Ergebnis serviert, dann gibt es drei Optionen.
Drei Varianten
Der Vollständigkeit halber möchte ich als erste Optionen die Variante des Verzichts erwähnen. Finger weg von schleimigen Brötchenbelag. Wer stattdessen zum trocken Brot greift, der steigert seine Chancen den Bart sauber zu halten. Der Preis dafür ist allerdings hoch. Statt der erwartet wonnigen Explosion der Geschmacksknospen und der angenehmen Konsistenz des köstlichen Belags staubt das Mehl bei jedem Bissen und statt dem, mit Trockenfutter abgespeisten Hunger stellt sich ein großer Durst ein. Wer nicht ganz soweit gehen möchte, dem bleiben immer noch zwei Varianten. Bei beiden kann man fast nicht elegant aussteigen. Entweder man negiert den Moustache und beißt beherzt in alles, was dargereicht wird, oder müht sich, die behaarten Lippen aus der Gefahrenzone zu ziehen. Man bietet der Umwelt also wahlweise den Anblick eines eingeschleimten Prachtstücks, aus dem kleine Reste der Mahlzeit bröckeln, wenn man spricht, oder arbeitet mit gefletschten Zähnen am Appetithäppchen. Ein reichhaltig garniertes Brötchen ist auf jeden Fall ein saurer Apfel, in den man sprichwörtlich beißt.
Haps und Weg
Hätte ein großer weißer Hai einen Vollbart, dann wäre er wohl absolut sauber und frei von Essensresten. Gut, der Vergleich hinkt etwas, weil der große grauweiße Fisch mit den schönen Zähnen einerseits, wie übrigens die meisten Fische, keinen Bart trägt und andererseits das ständige Umspülen mit frischem Meerwasser auch hartnäckigen Rest entfernen würde. Was an dem Vergleich aber zulässig ist, ist die Art und Weise, wie so ein goßer Weißer seine Hauer in die Beute schlägt. Einerseits kann man sich hier den korrekten Gesichtsausdruck abschauen, wie man souverän dreinschauen sollte, wenn man in ein belegtes Brötchen beißt und andererseits bewertet der elegante Raubfisch Kauen absolut richtig. Da wird nicht lange gefackelt, sondern die Beute am Stück inhaliert. Gesellschaftlich nicht überall anerkannt, aber durchaus eine Strategie den Bart zu schonen. Sieht man ein Brötchen kommen, dann gilt es die schwarzen Augen nach oben wegzudrehen und die Augen fest zu schließen, die Kiefergelenke auszuhängen, bis das Gebiss mindestens einen 180°-Winkel beschreibt und die bemitleidenswerte Beute in einem Stück in den Rachen zu werfen, bevor die Zahnreihen sich krachend schließen. Dabei muss man besonders auf die Finger achten, damit sie nicht als Garnierung enden.
Saurer Apfel
Sprichwörter sind oft schlauer, als man selbst. So passt auch in den sauren Apfel beißen ganz gut als Metapher in unseren Alltag. Auch ein saurer Apfel kann beim ersten Biss freiwillig einen halben Liter ungefilterten Apfelsaft abstoßen. Dabei bedingt die Bisstechnik, dass auch ein saurer Apfel nach dem Prinzip Haifisch verschlungen wird. Weit aufgerissener Mund und Kauleisten, die durch den Apfel pflügen. Kurz hinter den sich schließenden Kiefern fährt der Bart über den frisch aufgerissenen Apfel. Dabei nimmt es alles auf, was so ein saurer Apfel absondert, wenn man ihn beißt. Die Lösung ist eine kleine französische Dienerin, die sich um den Schlodder im Bart kümmert. Besser bekannt unter dem Namen Serviette, kann ein kleiner Ein-, oder Mehrweglappen manches Debakel aus dem Bart entfernen. Hohe Saugkraft und ein beherztes Reiben kann hier Wunder wirken und das Vermächtnis des sauren Apfel ist entfernt.
Nachbereitung
Welche Strategie man auch immer wählt, auch das sorgfältige Vermeiden von Dreck im Bart kann kein Ersatz für eine gewissenhafte Bartpflege sein. Speziell die Seife, und das Bartshampoo sollten nach einem rauschenden Fest, oder einem ausgezeichneten Essen intensive Anwendung erfahren. Ein Biss und ein saurer Apfel kann zu einer Bewährungs- und Belastungsprobe für den Bart werden. Drum sei achtsam, was Du isst, achte bei der akuten Nahrungsaufnahme auf eine schonende Behandlung des Bartes und lass dem Vollbart nach dem Mahl eine Erstreinigung mittels Serviette zuteil werden. Später verwöhne deinen, vom Essen strapazierten Bart mit feinem Shampoo und einer angemessenen Bartpflege. Andernfalls ziehen etliche Nahrungsreste im Bärtchen ein und Du setzt ein weiteres Sprichwort in die Tat um. Du bist was Du isst…