Ihr werdet es kennen. Man spricht mit jemanden über das wichtigste Thema und bemerkt im Verlauf des Gesprächs, dass da Vorurteile mitschwingen, die für zwei bis drei durchschnittliche Provinzstammtische, locker für die ersten sechzehn Runden samt Schnaps reichen würden. Das kann ja nicht wahr sein!
Ein Vorurteil
Fangen wir mal am Anfang an. So können wir alle dem Verlauf des Beitrags in dessen Verlauf auch viel besser folgen. Also sorgen wir mal dafür, dass wir alle vom selben reden, wenn wir etwas Vorurteil nennen.
Das allmächtige Google sagt, wir sollen das allwissende Wikipedia fragen. Hab ich gemacht. Ganz unten hab ich Euch den Link eingefügt. Bis dahin müsst ihr mit dem auskommen, was ich aus dem Wikipedia-Artikel für Euch destilliert habe. Ein Vorurteil ist eine Meinung, die ohne verstandesgemäße Würdigung aller relevanten Eigenschaften eines Sachverhaltes gebildet wurde. Vereinfacht gesprochen meint da einer was zu meinen, von dem er keine Ahnung hat. Auch belehrt mich Wikipedia, dass vor allem Personen mit niedrigem sozialem Status eine Hang zum Vorurteil haben. Subsummiert kann man auch gleich zusammenfassen, dass schlaue Köpfe weniger Vorurteile haben, als die eher simpel gestrickten, die ihren IQ an den eigenen Fingern abzählen, oder eben nicht können.
Simple minded und glattrasiert
Wer also für einen billigen Witz, gefolgt von einem Schenkelklopf- und Gelächtersolo den Vollbart verunglimpft, der ist kein Guter nicht und den sollte man vorzugsweise wenig Beachtung schenken. Weil so ein geistiger Nudist aber nicht nur in unserem Beisein seine Dummheiten verzapft und sich auch gern mit ähnlich von der Natur Benachteiligten, zusammenrottet sollte man die Verkettung unglücklicher Vorurteile nachhaltig beenden. Damit ist nicht gemeint dem bartlosen Schelm körperlich nahe zu treten, oder zu schlagen, sondern ihn mit Eloquenz argumentativ über sein Wissensdefizit aufzuklären. Das von ihm als vermeintlicher Schluss gezogene Vorurteil gegenüber dem Bart kann so als Trugschluss entlarvt werden.
Hol aus zum Gegenschlag
Spickt man die Ausführung auch noch mit Fakten und Informationen, dann ist der arme Tor so klug, wie nie zuvor, wenn wir ihn wieder in die freie Wildbahn entlassen. Haben wir unsere Sache gut gemacht, dann rollt der Ball jetzt in die andere Richtung und der überzeugte Freund missioniert auch andere, von Vorurteilen gebeutelte. Danach geht er nach Hause, verschenkt seinen Trockenrasierer und lässt dem Bart freien Lauf.
Argumentationsleitfaden für den Bartträger
Also arbeiten wir uns durch die Vorurteile, die da draußen in den unwissenden Köpfen und den luftgefederten Gehirnen ihr grausames Unwesen treiben. Du musst jetzt ganz stark sein! Der Form halber distanziere ich mich hier ganz klar von diesen Vorurteilen, die ich Dir nur zu Deinem Besten zumute. Du musst den Feind kennen, damit Du ihn besiegen kannst. Lies diesen Beitrag aufmerksam durch und schöpfe daraus die Schlagfertigkeit, die Dir den Einsatz Deiner Schlagkraft ersparen kann.
Religion
Die heute unangefochtene Nummer 1 unter den unbärtigen Vorurteilen ist, dass der Bartträger mit seinem Bart fanatische Religiösität zum Ausdruck bringt. Klar gibt es Religionen, die Bartwuchs empfehlen und viele, die sich daran halten. Wie in jeder Gruppe von Menschen gibt es dann bei denen, die Bart tragen, weil es zu ihrer Religion gehört, natürlich auch schwarze Schafe. Nur bedeutet das erstens nicht, dass jeder der etwa 1,6 Milliarden Muslime ein Terrorist ist und zweitens schon gar nicht, dass jeder mit Bart ein Muslim ist. Es gibt auch andere Personengruppen, die aus ähnlichen Gründen Bärte tragen, der Hohlkopf assoziiert den Bart aber direkt mit Terrorismus.
Humor muss nicht lustig sein
Wer also das nächste mal mit breitem Grinsen gefragt wird, ob er mit dem Bart am Flughafen durch die Sicherheitskontrolle kommt, sollte mal kurz vorrechnen, dass die überschaubare Anzahl an Terroristen im Vergleich zu den 1,6 Milliarden Menschen wohl nicht viel auffälliger ist, wie in anderen Religionen. Außerdem kann ins Treffen geführt werden, dass der Bart eine rein männliche Sache ist, also weder für den Islam steht, noch aussagt, dass der Träger Sikh, oder sonst etwas ist, sondern einfach ein Mann.
Ungepflegt
Da hört sich aber der Spaß auf. Es gibt obdachlose Herren, denen der Zugang zur dringend benötigten Bartpflege genauso verwehrt ist, wie zu zahlreichen anderen Hygieneartikeln. Dieses Klientel könnte tatsächlich allerhand Dreck im Bart haben. Das aber isoliert zu betrachten erscheint schon sehr oberflächlich. Wer beim Penner die Mikroben im Bart zählt sollte auch mal in der Unterwäsche nachzählen. Da bahnt sich dann ein Aha-Erlebnis an, weil schon bei der Probenentnahme unweigerlich klar wird, dass das Körperpflegedefizit sich nur auf den Bart beschränkt. Wer es trotzdem wissen will, der wird das auch wissenschaftlich bestätigen können.
Ball und geistiges Niveau wird flach gehalten
Wer seine Vorurteile herausposaunt und angibt, Bärte als ungepflegt wahrzunehmen, dem sollte man direkt den eigenen Bart als Anschauungsobjekt hinhalten. Ist der Enthaarungscremejunkie dann noch nicht überzeugt, dann kann man schwere Geschütze auffahren und die Studie auspacken, die ich in meinem Beitrag 5 Fakten, warum Dein Bart Dich gesünder macht verarbeitet habe. Im Bart wohnt eine Mikrobe, die mit Bakterien kurzen Prozess macht. So ist ein Bart deutlich hygienischer als die rasierte Gesichtshaut. Beim Rasieren fügt der Mann sich zahlreiche winzige Verletzungen zu, die die Haut angreifbar für Entzündungen machen. Die Rasur öffnet den Bakterien also Tür und Tor, während der Vollbart sie sogar aktiv abwehrt.
Schönheit ist kein Zufall
Der Bart ist Alles andere als pflegeleicht. Um gut auszusehen und einen gepflegten Eindruck zu vermitteln müssen Konturen und Überlängen geschnitten werden. Ein regelmäßiger Besuch im Barbershop ist nicht nur eine Wohltat, sondern hilft auch den Bart zu formen.
Der Bart Sticht
OK, stimmt. Allerdings sprechen wir in dem Zusammenhang nur vom Dreitagebart. Wer sich den Bewuchs des Hohlkopf entfernt und geduldig auf den Nachwuchs wartet, der wird auch am Kopf eine Phase erleben in der die Haare stechen. Wenn die kleinen Kollegen zu kurz zum Biegen sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig. Wer gerne mal im Süden ein wenig ausdichtet, wird diesen unangenehmen Effekt auch gut kennen und ihn nur lieben, wenn die Veranlagung entspricht.
Physik im Alltag
Ist der Bart kurz, dann sticht er. Alle Haare machen das. (Aua, wenn man an südliche Regionen denkt.) Wird der Bart länger, dann sticht er nicht mehr. So einfach ist das und schon haben wir wieder eines der haltlosen Vorurteile souverän entkräftet.
Butter bei de Bart
Abgesehen davon gibt es tolle Pflegeprodukte. Wer regelmäßig Bartöl verwendet, der wird feststellen, dass der Bart dadurch noch weicher und geschmeidiger wird. Ein gutes Bartshampoo hilft auch dabei. Dadurch wird der Bart nicht nur sauber, sondern die Haare quellen auf und sind für die nachfolgende Behandlung mit Bartöl mehr als empfänglich.
Unter dem Bart ist es heiß
Wer einen tiefschwarzen Bart trägt und sich der Vollsonne aussetzt, der weiß, dass sich das aufheizt. Das ist unbedacht angewandte Physik. Wer aber einen Bart trägt und sich gerne auch mal außerhalb der Sonne aufhält, der weiß, dass das gar nicht so heiß ist, wie man meint. Das Barthaar hält die warme Luft ab, wie die Turbane der Beduinen da von jeher tun. Der Luftpolster im Bart isoliert das Kinn ganz hervorragend.
richtig kalte Schultern
Ein durchaus schlagendes Argument ist übrigens, dass die Inuit-Männer keinen Bartwuchs haben. Da hatte die Evolution massig Zeit den Herrschaften ein ordentliches Fell ins Gesicht zu mutieren, hat es aber gelassen, weil das Bärtchen sie nicht über Gebühr wärmen würde. Manch einer meint, dass der Bart bei Schneefall eher ein Nachteil ist, weil sich der Schnee dann im Barthaar verfängt und die Kälte an die Haut bringt und dort hält.
Der Effekt des Luftpolsters ist sowohl bei Kälte, als auch bei Hitze ein Vorteil, den der Bartträger dem Kollegen als Antwort auf seine vorgetragenen Vorurteile vorhalten sollte.
Bartträger sind faul
Vorurteile sind oft wenig durchdacht, oder basieren eben auf einen Trugschluss, der ohne verstandesgemäße Würdigung aller relevanten Eigenschaften eines Sachverhaltes gezogen wurde. Bartwuchs ist eine ganz natürliche Sache. Man kann ihm also freien Lauf lassen. Dann sollte man im Wald aber tunlichst Signalfarben tragen, um nicht über einem Karmin zu enden. Der Bart ist Arbeit. Es gibt tägliche Aufgaben, wöchentliche und monatliche. Das Wachsen passiert von selbst, aber den Unterschied zwischen Gesichtsbehaarung und Vollbart muss man sich erarbeiten.
Macht alt
Wer jung ist hat oft keinen dichten Bartwuchs. Speziell an den Wangen, aber je nach Veranlagung, auch in anderen Regionen, wächst der Bart erst über die Jahre zur Zufriedenheit des Trägers. Statt Vorurteile kann man hier einen klaren logischen Fakt herleiten. Trägt ein Mann einen Vollbart, dann ist er alt. Gut, alt ist jetzt relativ. Ist man selbst in den besten Jahren, dann kommt einem ein wenig jüngerer in seinen aktuell besten Jahren verdammt jung vor. Ein sehr alter Mann in den letzten der besten Jahren, könnte uns dann schon wieder als jung wahrnehmen.
Relativ relativ
Der Kurze im Kinderwagen nimmt einen winzigen Schüler auch als alt wahr. Alter ist also eine Frage der Zeit. Heute ist alt noch alt, morgen sind wir es. Schwer zu verstehen, wer aber eifrig Zunge zeigt wird das später, wenn es soweit ist auch verinnerlichen und Raum und Zeit nach Einstein´s Art krümmen und biegen um sich selbst als Maß aller Dinge zu sehen. Mal ehrlich, wer meint, dass ein Bart älter macht? Wie alt sind die Typen, die sowas von sich geben? Meist sind die jung, oder aus der Sicht des Bartträgers eben jung. Aus ihrer Sicht wahrscheinlich optimal ideal.
Uropa kennt sich aus
Es kommt einfach nicht vor, dass ein würdig und rasiert ergrauter Mittneunziger, oder seine ältere Schwester behaupten, dass der Vollbart einen älter aussehen lässt. Das Alter liegt im Auge des bärtigen Betrachters. Anmerkung dazu: Wenn Du Dein Bärtchen trägst um es anderen recht zu machen solltest Du einmal Dein Weltbild rütteln und wieder dafür sorgen, dass es bei Dir zentriert ist. Du bist das Maß Deiner Dinge. Bist Du alt, dann passt der Bart zu Dir. Bist Du jung, dann passt er auch.
Bartträger sind Rebellen
Da schließt sich der Kreis. Gruppen von Menschen tendieren dazu ihre Zusammengehörigkeit optisch zu manifestieren. So tragen manche Gruppen Kutten und Vollbart, andere getigerte Miniröcke. In jeder Gruppe gibt es aber weiterhin Individuen, die sich unabhängig von den anderen Individuen in der Gruppe entscheiden und handeln. Also gibts da auch wieder die bösen schwaren Schafe, die keiner mag. Das jetzt mal pauschal zu pauschalisieren und alle Bärte über einen Bartkamm zu scheren wäre fatal. Bestimmt findet sich in der Argumentationskette für den Produzenten dieser Vorurteile eine Gruppe zu der er selbst sich zugehörig fühlt. Dort kann man ihm dann sicher ein kohlrabenschwarzes Schaf präsentieren, dass seine Argumentationslinie durchbricht und die ohnehin tönernen Beine, auf denen das von ihm böswillig konstruierte Gerücht thront, mit lautem Knall bersten lässt.
Nicht verzagen – Bart tragen
Diese Vorurteile sind da draußen und wenn Du bisher das Glück hattest, noch nie mit einem, oder mehreren davon konfrontiert worden zu sein, dann ist das wahrscheinlich jemanden zu verdanken, der diesen Beitrag gelesen, verstanden und umgesetzt hat. Mach das auch, damit wir dieses Halbwissen und diese böswillige Ignoranz gemeinsam ausmerzen!
Sorg dafür, dass Dein Bärtchen ein Aushängeschild ist und bleibt und zu jeder Tages- und Nachtzeit ein ungläubiger Wissenschaftler in Deinem Bart und in Deiner Unterwäsche Bakterienkulturen züchten könnte, die man sich danach getrost aufs Butterbrot schmieren könnte!
Achja: Hier der versprochene Link zum Vorurteil!
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