Der englische Porzellanfabrikant Harvey Adams lebte in einer Zeit, in der der Bart eine Selbstverständlichkeit war. Genauso selbstverständlich tranken die Herrschaften am Beginn des 19. Jahrhunderts Tee, Kaffee und allerhand andere Heißgetränke. Die Bartpflege war zu der Zeit bereits ausgereift und wer einen ordentlichen Schnurrbart trug, der fixierte ihn auch mit Wachs. Und weil Wachs und Heißgetränk auf Kriegsfuß stehen hat Harvey Adams 1830 die Barttasse erfunden. Wildwuchs hat sie jetzt neu erfunden!
Des Kaisers Bart
So ein Kaiser hatte in der damaligen Zeit eine ordentliche Vorbildwirkung. Während sich heute modetechnisch sehr wenige Menschen an ihren Monarchen orientieren war das im 19. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. In meinem Artikel des Kaisers Bart – bärtige Monarchen habe ich schon über die Bärte der Kaiser berichtet. Wilhelm I. war schon ein leuchtendes bärtiges Vorbild. Stets gepflegt und ordentlich geformt trug er seinen Schnurrbart zur Schau. Auch Wilhelm II. stand ihm in nichts nach. Beiden kam die Barttasse von Harvey Adams sicherlich gerade recht. Schließlich hat das genußvolle Schlürfen einer schönen Tasse Kaffee, oder eines herrlichen Tees mit Wachs im Moustache mindestens zwei Nachteile.
Tee im Bart, Bart im Tee
Pomade, Wachs und allerhand andere feine Pflegemittel wurden zu Hof eingesetzt um den prächtigen Schnauzer da zu halten, wo der Kaiser ihn haben wollte. Griff Hr. Kaiser dann beherzt zum Tässchen und setze seine üppig behaaten Lippen an, dann gab es sideeffects auf beide beteiligten Parteien. Der Schnauzer, bekanntermaßen von der Wasserspeicherkapazität eines überdurchschnittlichen Badeschwamms lässt einem kleinen Monarchen mit großem Schnauzer nicht viel übrig vom heißen Tee. Einmal eingetunkt und schon ist der Tasseninhalt vom Barthaar assimiliert. Auf der anderen Seite der heiße Tee, der nach der Berührung mit dem Barthaar einen Großteil der Bartpflegeprodukte übernimmt und den Bart frei von Wachs und anderen mühsam eingebrachten Substanzen, dafür ordentlich mit Tee getränkt wieder entlässt. Mit triefender hängender Oberlippenbehaarung und einer Tasse leicht verdünntem Wachs waren Wilhelm I. und II. sicher froh, dass es kaum Paparazzi-Portraitisten gab.
Versuch der Vermeidung
Auch eigene Techniken, bei denen man die Oberlippe gezielt hochzieht und das Heißgetränk direkt auf Zahnfleisch und Zähne kippt, helfen wenig. Beim Heißgetränk ist nämlich der Name Programm und wenn Flüssigkeiten heiß werden, dann dampfen sie. Die Vermeidung des direkten Tauchbads hat also wenig Sinn, weil der Teedampf eine vergleichbare Wirkung hat und den Moustache, bzw. das Wachs im Moustache zum Schmelzen bringt. Aus jender Zeit stammt übrigens die Assoziation, dass kalter Kaffee schön macht. Grund dafür ist, dass auch andere Substanzen, die sich unter heißem Dampf verflüssigten, für die Modellierung der schönen Gesichter verwendet wurden. Heißer Kaffee machte also häßlich.
Globales Problem
Als Trendsetter mit üppigem Moustache war der Kaiser auch nicht allein mit dem Problem. Wer etwas auf sich hielt, der trug den Moustache lang und gepflegt und trank, ganz wie das Original im Schloss seinen Kaffee dampfend heiß. Die Schnauzer litten also landauf landab und erst Harvey Adams brachte die geniale Lösung. Er montierte auf seinen Porzellantassen einen kleinen Steg, der dank präziser Berechnungen exakt zwischen Moustache und Heißgetränk für eine Trennung der Gewalten sorgte.
Unten in der Tasse die heiße Brühe, draußen der gepflegte Moustache, der dort auch bei einer Temparatur unter dem Schmelzpunkt der Bartpflegeprodukte gehalten wurde. Einfach aber genial. Allerdings passierte es, dass während des ersten Weltkriegs die amerikanische Regierung eine fatale Bestellung aufgab. 36 Millionen Rasierklingen bestellten sie für ihre Soldaten und verhalfen damit King Camp Gilettes kleinem Unternehmen zum Aufschwung. Damit war das Ende der Bärte eingeläutet und jeder begann sich selbst mit einem Rasierhobel von Gilette zu rasieren. Um 1920 verschwand auch die Barttasse.
Endlich
Die Barttasse von Wildwuchs
Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden, also macht es viel Sinn das bestehende Produkt einfach neu aufzulegen. Wie bei allen Produkten wurde viel Wert auf die Qualität gelegt. Die Barttasse ist aus feinstem Porzellan gefertigt und wird in liebevoller Handarbeit hergestellt. Mit Herz gemacht steht, so wie auf allen Produkten von Wildwuchs, auch am Karton in dem die Barttasse geliefert wird. Ein weißer Karton mit dem Wildwuchs-Logo und der Beschriftung Barttasse mit dem Zusatz „Premium-Qualität aus Deutschland“. Auf der Rückseite eine kleine Erklärung zur Tasse, die Information, dass schon Kaiser Wilhelm seinen Moustache mit einer Barttasse geschützt hat und dass Wildwuchs die bahnbrechend-männliche Erfindung mit einem modernen Design kombiniert hat. Tatsächlich hat die Barttasse, obwohl die Idee dazu etwa 100 Jahre alt ist, nichts mit einer Antiquität gemeinsam. Das Design ist modern und erinnert ein wenig an einen Bierkrug. Der Schriftzug mit dem Shaving is for Pussies – Spruch sieht cool auf dem weißen Porzellan aus. Wildwuchs war die Barttasse auch eine eigene Website wert. Unter barttasse.de findet man ein paar Informationen und auch die Bestellmöglichkeiten.
Qualität