Wofür interessieren sich Männer? Da gibt es verschiedene Sportarten, natürlich das andere Geschlecht und die vitamin- und proteinreiche Ernährung. Und dann gibt es noch das Thema Auto und natürlich das Thema Vollbart. (Den Vollbart habe ich hier nur aus Gründen der Dramatik ans Ende gesetzt und möchte damit nicht implizieren, dass ich ihn an letzter Stelle sehe.) Auto und Vollbart haben mehr gemeinsam, als man meinen sollte. Ich lasse einmal die Steigerung der Attraktivität, die Darstellung des eigenen guten Geschmacks, den Strömungswiderstandskoeffizienten und die Wintertauglichkeit beiseite und konzentriere mich heute auf das Thema Ölwechsel.
Bartöl
Bis auf die Kollegen, die hier mitlesen und zu Fuß, oder auf dem Zwei-, bis Dreirad unterwegs sind, hat jeder bestimmt den Mechaniker seines Vertrauens. Wenn also nicht bekannt ist, warum ein klassischer Verbrennungsmotor Öl benötigt, dann kann man sich dort zur Sprechstunde einfinden und sich das Prinzip Schmierung erklären lassen. Auch einschlägige Internetseiten helfen hier, die Wissenslücke zu füllen. Auf jeden Fall muss Öl in den Motor, damit er schnurrt. Ganz ähnlich ist das beim Schnurrbart. Da braucht es auch immer wieder eine ordentliche Ölung. Allerdings muss man hier zwischen den einzelnen Anwendungsgebieten klar unterscheiden. Motoröl hat im Bart nichts verloren und auch wenn der Motor wahrscheinlich stilvoll und vor allem angenehm männlich duftend sein Ende finden würde, ist Bartöl nichts fürs Auto. Um beides wäre schade.
Die Natur
Liest man das Prädikat vollsynthetisch auf der Flasche, dann kann man davon ausgehen, dass der Wissenschaftler, der es zusammengerührt und in, mit klingendem Namen versehene Flaschen gefüllt hat, keinen Bart im Sinn hatte. Vollsynthetisch ist eine Eigenschaft, die sozusagen die Anwendung am menschlichen Körper ausschließt. Besonders am Kopf, insbesondere im Gesicht hat die Chemie nichts zu suchen. Zahlreiche Körperöffnungen sind hier auf engstem Raum positioniert. Dahinter liegen empfindliche Teile des menschlichen Körpers. Der Vollbart hat dabei eine besonders exponierte Lage. Der Mund sorgt für einen Zugang zum Magen und zusammen mit der Nase auch zur Lunge. Die Nase öffnet den Weg zu den Nasennebenhöhlen und zu den Ohren. Auch ein direkter Weg zum Gehirn, dem Zentrum unserer Gedanken, findet sich hinter unseren Nasen.
Chemieunfall
Hätte man die Wahl, welche Körperteile man in eine Wanne voller chemischer Substanzen unklarer Herkunft steckt, so wäre der Kopf wohl an einer der letzten beiden Stellen. Liest man die Inhaltsangaben manches Bartöls, dann lässt sich kaum ein Unterschied zu einer Wanne voller Chemikalien finden. Weich- und sonstige Macher werden da verrührt. Das ganze wird am Ende mit ein paar billigen Zutaten mit Geruch versetzt und die Flasche mit dem Rest von letzter Woche vollgemacht. Zuverlässiges Natur-Bart-Öl, wie man es immer wieder bei verschiedenen Anbietern findet, spielt da in einer ganz anderen Liga. Bevor man sich also von männlichem Design, a´la Roberto Geissini für Arme und einer Ansiedlung im gehobenen Preissegment verleiten lässt zur Flasche zu greifen sollte man Hintergrundinformationen einholen.
Das Kleingedruckte
Eitelkeit ist im Drogeriemarkt, oder im Online-Shop völlig deplatziert. Also raus mit der Lesebrille, oder der kleinen Lupe und nach dem Kleingedruckten auf dem Bartöl suchen. Zugegeben, oft werden in den Inhaltsstoffen die wissenschaftlichen Namen verwendet. Hier kann man den Herstellern auch nicht unterstellen, dass sie etwas zu verheimlichen haben. Ein nachvollziehbarer Grund für einen solchen Kauderwelsch ist der internationale Markt. Der bärtige Brite wäre wohl mit Hanföl und Limetten überfordert. Aber auch die wissenschaftliche Bezeichnung und ihre Interpretation erfordert nicht das Studium des kleinen Stowassers. Wir leben in einer Zeit, in der wir alles wissen. Wir müssen nur im Internet nachsehen, das wir zum Glück ständig mit uns herumtragen. Also mit Lesebrille und Smartphone bewaffnet erst mal recherchieren, was uns hier als Bartöl verkauft wird.
Naturkosmetik
Einfach ist natürlich, wenn der stolze Produzent ein schönes Siegel auf seine Etiketten druckt. Naturkosmetik beispielsweise ist ein starkes Indiz dafür, dass nur natürliche Zutaten verwendet wurden. Allerdings ist der Umkehrschluss nicht zulässig. Dass man Naturkosmetik nicht auf die Flasche schreiben darf, oder es garnicht will, kann zwei Gründe haben. Einerseits gibt es Aromen, die nicht nach den Kriterien der Naturkosmetik verfügbar sind. Es kann aber auch sein, dass der Hersteller einfach keine Lust hat, die strengen Auflagen und Prüfungen über sich ergehen zu lassen und das auch noch teuer zu bezahlen. Steht also nicht Naturkosmetik auf dem Bartöl muss es nicht unbedingt schlecht sein. Es hat eben nur kein Siegel.
Mein Freund, das Bartöl
Bei meinen vielen Tests und Interviews hatte ich Gelegenheit unterschiedliche Menschen kennenzulernen, die Bartöl herstellen und verkaufen. So unterschiedlich die Produkte und auch der Hintergrund ist, so kann ich eine Sache mit Sicherheit sagen. Hat man ein Gesicht zum Bartöl, kennt die Macher dahinter, dann ist das ein ausgezeichnetes Zeichen. Mischt ein Kosmetikkonzern im benachbarten Ausland jeden Tag ein paar Hektoliter Bartöl zusammen, dann kann es durchaus gut sein. Rührt ein motivierter Jungunternehmer sein Bartöl selbst zusammen und hat dabei den Vorsatz das beste Bartöl aller Zeiten zu kreieren, dann kommt sicherlich weniger Menge dabei heraus. Allerdings ist weniger in diesem Fall mehr und beschränkt sich auch nur auf die Menge. Die Qualität ist in den meisten Fällen überragend.
Geschmäcker sind verschieden
Jeder Topf findet seinen Deckel und jeder Vollbart findet sein Bartöl. Oder vielmehr seine Bartöle, denn kaum ein Bartträger hat nur ein einziges Fläschen des wertvollen Elixiers im Badezimmerschränkchen. Viele haben extra deswegen erst ein Badezimmerschränkchen angeschafft. Manche sogar eine Badezimmerwohnwand mit mehreren Kubikmetern Fassungsvermögen. Der Ölwechsel ist dabei etwas ganz Wunderbares. Statt sich Tag für Tag auf die, durch die brutale Komplettrasur wunde Haut, dasselbe Aftershave zu klatschen und wie Kevin allein zu Haus erschrocken in den Spiegel zu starren, haben wir Bartträger ein Privileg.
Vollbartprivileg
Wir pflegen unseren Bart mit Bartöl, das liebevoll aus den besten Zutaten geschaffen wurde. Je nach Tagesverfassung greifen wir zu einem ganz besonderen Fläschchen. Während der arme rasierte Mann es nicht erwarten kann, dass das Brennen nachlässt, genießen wir die Herznote der Komposition im Bart. Bartöl ist ein absolutes Muss für jeden Bartträger. Die positiven Eigenschaften habe ich in zahlreichen Beiträgen behandelt. Bartöl spielt bei der Bartpflege ein wichtige Rolle. Das Angebot ist fast unbegrenzt und auf der ganzen Welt entwickeln ambitionierte Bartträger neue Kreationen. Ein Privileg, stolz das passende Anwendungsgebiet für Bartöl zu tragen und ein ausgezeichneter Grund das Badezimmer entsprechend auszubauen.